Weserbergland: ‘Hike & Bike’ im Extertal

Rinteln

Das idyllische Extertal zwischen der Weser und dem Teutoburger Wald ist mit seinen über 250 km Wanderwegen ein ideales Ziel für Wanderbegeisterte. Und auch Zweiradfans haben hier eine ganz besondere Möglichkeit, die Gegend zu erkunden: Mit der Fahrraddraisine geht es über alte Eisenbahnschienen.

Um ins Extertal zu gelangen, begeben wir uns nach Nordrhein-Westfalen, nahe der Grenz zu Niedersachsen. Als Teil des Lipper Berglands bildet das Tal eine Verbindung zwischen den Mittelgebirgslandschaften Weserbergland und Teutoburger Wald. Die Namen verraten es schon: Hier erwarten uns hügelige Landschaften und auch ein paar Höhenmeter. Zwischen weiten Feldern und Hochmooren, Bergwiesen und Waldhängen befinden sich deshalb immer wieder tolle Aussichtspunkte.

Wandern im Extertal – Rotter Runde oder: auf dem Weg ins Wunderland

Wir verweilen in dem kleinen Bergdorf Rott, das zwar größtenteils aus einem Ferienpark mit zahlreichen Ferienhäuschen besteht, aber auch mitten in einer herrlichen Umgebung liegt. Der Spätsommer zeigt sich mit warmen Temperaturen von seiner besten Seite, der beginnende Herbst lädt uns zu Wandertouren in der Umgebung ein. Direkt in Rott führen verschiedene Strecken entlang, u.a. die Wanderwege A2 (Rotter Runde, ca. 7 km) und A3 (Kasselweg, ca. 6 km). Wir haben die Rotter Runde getestet, die in ständigem Auf und Ab durch das abwechslungsreiche Rintelnsche Hagen führt und sehr zu empfehlen ist (hier geht’s zur Route auf Komoot). Ein Highlight neben den schönen Ausblicken: die überdimensionale Holzbank entlang des Wegs, auf der man sich direkt ins Wunderland katapultiert fühlt und lustige Fotos machen kann. 😃

Draisinen-Tour: Auf einer alten Eisenbahnstrecke von Rinteln ins Extertal

Seid ihr schon einmal mit einer Draisine unterwegs gewesen? Wenn nicht, solltet ihr dieses fast 200 Jahre alte Fortbewegungsmittel unbedingt mal testen. Hier im Extertal bietet sich das besonders an, denn die Strecke führt durch wunderbare Natur und bietet eine einzigartige Möglichkeit, die Landschaft zu erleben. Wie ich gelesen habe, soll diese eine der schönsten Strecken in Deutschland sein – kann ich mir sehr gut vorstellen! Auf der Fahrraddraisine fährt man zu zweit nebeneinander fast wie auf normalen Fahrrädern. Auf der Bank in der Mitte finden noch weitere Mitfahrer und auch Gepäck Platz. Der Unterschied: Lenken braucht man nicht, da die Draisine auf stillgelegten Eisenbahnschienen läuft und somit die Route vorgegeben ist. Sehr praktisch, denn so kann man unterwegs voll und ganz die Landschaft genießen und auch mal fotografieren. 😉

Los geht’s am Draisinenbahnhof in Rinteln. Die Strecke ist 18,1 km lang und verläuft stetig bergan bis zur Endstation in Alverdissen. Damit das Strampeln nicht zu anstrengend wird, verfügen die Draisinen über zuschaltbare Elektromotoren mit verschiedenen Stufen zur Unterstützung, wie bei E-Bikes. Wir fahren unterwegs an insgesamt acht Rastplätzen vorbei, die alle paar Kilometer am Wegesrand zu einer Pause einladen. Dann heißt es absteigen und die Draisine von den Schienen heben. Dafür gibt’s Hilfen an den Stationen, mit etwas Übung nach dem ersten Mal klappte das bei uns ziemlich gut. So können nachfolgende Draisinen problemlos vorbeifahren. Von einfachen Bänken über Grillmöglichkeiten bis hin zum kleinen Café kann man die Rast ganz nach Belieben verbringen. An der Endstation in Alverdissen gibt’s ein kleines Freibad und ein Restaurant.

‘Bike & Hike’: Draisine fahren und wandern auf dem Patensteig

Ob Tages- oder kürzere Tour, alle, die auf der Strecke unterwegs sind, fahren bis 14 Uhr in Richtung Alverdissen. Dann wird umgedreht – egal, wo auf der Route man sich gerade befindet. Von da an geht es zurück zum Startbahnhof, denn Ausweich- oder Überholmanöver funktionieren auf den Schienen schließlich nicht. 😄 Für die 18,1 km Hinfahrt haben wir um die zwei Stunden gebraucht, für die Rückfahrt etwa anderthalb Stunden (da ging es bergab), Pausen nicht eingerechnet.

Meine Empfehlung: Die Draisinenfahrt mit einer kleinen Wanderung kombinieren – ‘Bike & Hike’ mal anders. An Station 4 “Gut Rickbruch” könnt ihr die Draisine abstellen und eine kleine Tour auf dem Patensteig machen. Am besten vorab eine GPS-Route herunterladen, denn die Strecke ist nicht immer ganz einfach zu finden. Ausgeschildert ist teilweise der Grüne Pfad, bevor er zum Patensteig wird. Die Rundwanderung ist ca. 4 km lang und führt am Extertaler Wasserfall vorbei, der bei unserem Besuch allerdings nur sehr wenig Wasser führte. Die Runde durch den Wald ist dennoch abenteuerlich (es geht über Stock und Stein auf und ab, festes Schuhwerk anziehen!) und lohnt sich.

Rinteln, Bückeburg, Porta Westfalica – lohnenswerte Abstecher in der Umgebung

In der Gegend rund um das Extertal gibt es natürlich auch noch viele andere schöne Orte. Das gesamte Weserbergland, aber auch der Naturpark Teutoburger Wald und das Eggegebirge bieten zahlreiche tolle Möglichkeiten für Wanderungen (z. B. zu den beeindruckenden Externsteinen) und Radtouren (z. B. auf dem Weser-Radweg). Da wir bei unserem Aufenthalt hier auch nur einen kleinen Teil entdecken konnten, kommen wir sicherlich irgendwann mal wieder.

Wenn ihr historische Altstädte mögt, solltet ihr euch Rinteln genauer ansehen und einen Abstecher ins Stadtinnere machen. Die alten Fachwerkhäuser und der historische Marktplatz versprühen einfach einen besonderen Charme. Auch Bückeburg ist einen kurzen Stopp wert: klein, aber fein. Der Besuch des Schlosses mit Spaziergang im Schlosspark lohnt sich, ebenso ein Blick in die Ställe der Hofreitschule (übrigens die einzige Deutschlands). An Wochenenden finden dort auch Aufführungen statt. Falls ihr in der Nähe von Porta Westfalica seid, lohnt sich dort außerdem ein Halt am Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Oberhalb der Stadt, dem “Tor nach Westfalen”, bietet sich ein grandioser Ausblick. Die Wälder ringsum bieten sich übrigens auch wunderbar zum Wandern an.

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