Wer Wintersport liebt, ist in den Kitzbüheler Alpen zur kalten Jahreszeit genau richtig. Mit der ‚SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental‘ lädt eines der größten Skigebiete Österreichs zu allerhand Action auf der Piste ein. Doch auch diejenigen, die in Tirol Ruhe abseits des Pistentrubels suchen, werden hier fündig: beim Winter- und Schneeschuhwandern durch die Stille der kleinen Orte entlang des Brixentals. Ich habe 5 Tipps für euch, wie ihr die Schönheit und Vielfalt der Region entdeckt.
Das erwartet euch in diesem Artikel:
- Hohe Salve: Panoramablicke und ab auf die Piste
- Hopfgarten: Wandern und Rodeln auf der Haagalm
- Itter: Winterwandern und Stille genießen
- Kelchsau: Schneeschuhwandern im Bärental
- Innsbruck: Altstadtbummel durch Tirols Hauptstadt
1. Hohe Salve: Panoramablicke und ab auf die Piste
Wer in den Kitzbüheler Alpen Winterurlaub macht, kommt in den meisten Fällen zum Skifahren oder Snowboarden. Kein Wunder, denn die ‚SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental‘ bietet einige Superlative: “Über 288 präparierte Pistenkilometer, 90 moderne Bahnen, 80 urige familiengeführte Hütten, beleuchtete Rodelbahnen, Österreichs größtes Nachtskigebiet (…)” – um nur ein paar der Angaben des Tourismusverbandes zu zitieren. Das Skigebiet erstreckt sich von Brixen im Thale über Ellmau, Going, Hopfgarten, Itter, Kelchsau und Scheffau bis nach Söll und Westendorf. Dank durchgehender Beschneiung während der Skisaison ist Schnee auf den Pisten garantiert.
Unser Ausgangspunkt für die Entdeckung der Region war Hopfgarten im Brixental. Direkt am Fuß der Hohen Salve gelegen, ist die Marktgemeinde der ideale Ort für kleine und große Abenteuer. Mit dem Berglift gelangt man nicht nur innerhalb kurzer Zeit auf blaue, rote und schwarze Pisten, ihr seid auch in gerade mal 20 Minuten auf dem Gipfel der Hohen Salve. Ob mit Ski, Snowboard oder ohne Wintersportausrüstung, dank der Gondelbahnen kommt jede:r ganz einfach hoch und wieder runter. Ein absoluter Pflichtbesuch für alle, die in der Gegend sind: Auf 1.828 Metern Höhe habt ihr bei gutem Wetter 360°-Panoramablicke auf den Wilden Kaiser und über 70 Dreitausender, u.a. den Großglockner und Großvenediger. Nicht umsonst wird die Hohe Salve oft als schönster Aussichtsberg Tirols betitelt.
Zu den Pisten selbst kann ich ehrlich gesagt nicht viel sagen. Als bisher weder Ski- noch Snowboardfahrerin, habe ich mich für ein paar Tage meines Aufenthalts erstmals auf dem Snowboard versucht. Erwartungsgemäß reichte das für die ersten Basics, aber eben noch nicht für große Pistenerfahrung. Denn selbst die nächste erreichbare blaue Piste war mir als absolute Anfängerin auf dem Brett zunächst noch ein wenig zu steil. 😉 Was ich dafür sagen kann: Nachdem ich sicher die Übungswiese der Skischule gemeistert hatte (dort, wo auch die Kinderkurse stattfinden 😜), habe ich die meiste Zeit auf dem Übungshügel unweit des Berglifts verbracht. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten hatte der auch für mich die perfekte Hangneigung. An dieser Stelle noch einmal großen Dank an Alex, meinen super Snowboardlehrer von der Skischule Hopfgarten! 🙏
- Hinkommen: Von Hopfgarten und Söll aus führen Gondelbahnen (mit Umstieg an der Mittelstation) direkt auf die Hohe Salve. Preise siehe Tarife der SkiWelt, Einzelfahrten Berg und Tal ohne Ausrüstung derzeit 21,00 € (Klick für mehr Infos). Equipment für alle Wintersportarten könnt ihr bei verschiedenen Anbietern ausleihen. Wer den Lift in Hopfgarten nutzt, parkt kostenlos im Parkhaus.
- Tipp: Bei gutem Wetter hochfahren und genug Zeit einplanen, um die Ausblicke zu genießen. Geht auch wunderbar aus der Almhütte, wo ihr unbedingt den Kaiserschmarrn probieren solltet. Den ultimativen Überblick bekommt ihr beim Paragliding, die Touren starten unweit des Gipfels.
- Lieber nicht: Ohne Auto auf die Skibusse verlassen, besser vorher gut informieren. Theoretisch fahren die Busse mehrmals täglich zwischen den einzelnen Orten der SkiWelt. In der Praxis (vielleicht auch dank Corona) wurden bei unserem Aufenthalt allerdings kurzfristig Pläne geändert und einige Verbindungen fielen ganz aus. Es gibt zwar sehr nette Taxifahrer:innen vor Ort, bei Dauernutzung wird das aber schnell teuer.
2. Hopfgarten: Wandern und Rodeln auf der Haagalm
Was wäre ein Winterurlaub ohne eine Rodelpartie? Schnee und Berge, nichts schreit mehr nach einer zünftigen Schlittenfahrt. Am schönsten ist das, wenn man den Spaß mit einer Winterwanderung kombinieren und dabei geniale Bergblicke genießen kann. Denn auch über mehrere Kilometer ist so eine Abfahrt naturgemäß recht schnell vorbei. Deshalb bietet die Haagalm bei Hopfgarten perfekte Bedingungen: Hier wartet eine Naturrodelbahn darauf, erkundet zu werden. Um von der Alm die 400 Höhenmeter wieder hinunter ins Tal zu sausen, müsst ihr zunächst etwa 3,8 km bergauf wandern. Es geht direkt auf der Rodelstrecke hinauf, deshalb solltet ihr etwas vorausschauend auf den Weg achten, da mitunter rasanter Gegenverkehr zu erwarten ist.
Wir starteten erst am Nachmittag, weshalb ein Großteil der Strecke bereits im Schatten lag. Die Wanderung hinauf war trotzdem magisch: Es ging durch tief verschneiten Wald und über freie Almflächen, mit großartigen Ausblicken über die Baumwipfel und auf die noch sonnenbeschienenen Berge. Je höher wir kamen, desto schöner wurden die Weitblicke, nicht zuletzt konnten wir das berühmte Alpenglühen beobachten. Ziel war das Alpengasthaus Haagalm, wo uns eine tolle Sicht ins Brixental und auf die Hohe Salve erwartete. Dann hieß es: Umdrehen und “Auf los geht’s los”, 3,8 km wieder hinab ins Tal. Die Strecke wird als mittelschwer eingestuft, gefährliche Stellen sind aber mit Schutzplanken gesichert. Am Ende solltet ihr etwas aufpassen, denn neben der Strecke verläuft ein Bach. 😃
- Ausgangs- und Endpunkt: Los geht’s am Parkplatz am Penningberg (auf 930 hm), vom Ortskern Hopfgarten kommt ihr mit dem Auto oder Taxi in 15-20 Minuten hin. Rodel vorher ausleihen und mitbringen, denn da oben gibt es keinen Verleih. Die Wanderung bis zum Gasthaus hoch dauert im gemächlichen Tempo etwa 70-80 Minuten.
- Tipp: Das Gasthaus (auf 1.349 hm) bietet sich zur Einkehr und zum Verschnaufen nach dem Aufstieg an. Allerdings vorher über die Öffnungszeiten informieren, wir waren bereits zu spät dran (es schloss um 15 Uhr).
- Lieber nicht: unvorbereitet kommen. Der Aufstieg ist zwar aus meiner Sicht moderat, wenn man es langsam angeht, aber ihr wandert trotzdem über eine Stunde bergauf. Zieht euch warm, aber mehrlagig an (Mütze und Handschuhe nicht vergessen), nehmt am besten auch Helm und Skibrille für die Abfahrt und auf jeden Fall etwas zu trinken mit.
3. Itter: Winterwandern und Stille genießen
Ihr habt anstrengende Tage auf der Piste hinter euch und möchtet euch mal erholen – oder seid einfach lieber ruhiger unterwegs? Auch dann gibt es im Winter in den Kitzbüheler Alpen viel zu entdecken. Für Anregungen kann ich euch die Gästekarte der Ferienregion Hohe Salve empfehlen. Die erhaltet ihr von den Gastgeber:innen und Unterkünften vor Ort bei Zahlung der Kurtaxe. Sie gilt nicht nur als Skibus- und Bahnfahrkarte, ihr erhaltet auch Rabatte bei diversen Aktivitäten. Unter anderem beim Winter-Aktiv-Programm, das tatsächlich tolle Angebote wie geführte Wanderungen hat. Ich bin ehrlich gesagt sonst kein Fan von solchen Gruppenaktivitäten, doch wir hatten Glück, denn wir trafen eine tolle Wanderführerin aus der Region: Elke, die uns mit einigen anderen Gästen Hopfgarten bei einer abendlichen Fackelwanderung zeigte und am nächsten Tag eine ausführliche Runde durch das schöne Itter mit uns drehte.
Unser “Winterzauber-Roas” (Roas ist tirolerisch für Spaziergang) startete am Morgen bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel am Dorfplatz von Itter. Der Ort ist herrlich gelegen auf einer “Terrasse” über dem Mühltal und dem Brixental und bietet tolle Ausblick auf die Tiroler Bergwelt und den Wilden Kaiser. Elke ist eine sehr engagierte und herzliche Berg- und Wanderführerin und erzählte uns einige interessante Fakten über ihre Heimatregion. Für Einheimische sicher weniger spannend, für mich aber ein kleines Aha-Erlebnis: Es gibt nicht nur den Wilden, sondern auch den Zahmen Kaiser! Das ist der zweite markante Gebirgszug des Kaisergebirges. 😉 Und: Der bekannte Tiroler Weitwanderweg Adlerweg, der ganz in der Nähe startet, erhielt seinen Namen aufgrund seiner Form auf der Karte, die einem Adler mit ausgebreiteten Schwingen ähnelt. Also nicht etwa durch das Tiroler Wappentier oder die Adler, die man hier sichten kann.
- Ausgangs- und Endpunkt: Dorfplatz in Itter, von Hopfgarten fährt ein Skibus (etwa 15 Minuten, wie erwähnt vorher über die Abfahrtszeiten informieren). Unsere Tour durch Wälder und über Wiesen bzw. Felder findet ihr auf Komoot (Klick): entspannte 4,5 km in knapp 2 Stunden, ▲ etwa 190 hm.
- Tipp: Wenn ihr in Itter seid, solltet ihr unbedingt auch die Pfarrkirche besuchen. Sowohl von außen als auch innen beeindruckend.
- Lieber nicht: auf eine Besichtigung des Schlosses Itter freuen. Der Prachtbau ist weithin sichtbar, befindet sich aber im Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich.
4. Kelchsau: Schneeschuhwandern im Bärental
Auch eine Schneeschuhwanderung gehört zu den Must-Dos, wenn ihr im Winter in Tirol und den Kitzbüheler Alpen seid. Vorkenntnisse braucht ihr nicht, ich habe das hier auch zum ersten Mal ausprobiert. Aber, wie unser Wanderführer uns bereits vorab warnte: Achtung, Suchtgefahr! Kann ich bestätigen. Wir hatten eine absolut traumhafte Tour bei Kaiserwetter, von der ich immer noch schwärme. Wir fanden die Tour ebenfalls über das Winter-Aktiv-Programm der Gästekarte und trafen unseren Wanderführer Fred in Kelchsau. Eigentlich war der Plan, gemeinsam ein Iglu zu bauen und eine kleine Schneeschuhwanderung zu machen. Doch dank unpassender Schneeverhältnisse (für den Iglubau passte die Konsistenz nicht) und zu wenig Schnee im Ort (der Lift fuhr nicht), ging es zunächst ein Stück mit dem Auto weiter. Was über Schnee und Eis für uns Norddeutsche etwas abenteuerlich anmutete, war für die Ortskundigen gar kein Problem.
Etwa 20 Minuten später erreichten wir einen Parkplatz. Schnell die Schneeschuhe angeschnallt und auf ging’s. Wer es nicht kennt: Das Wandern damit unterscheidet sich nicht groß vom normalen Wandern, man geht nur etwas breitbeiniger – oder auch “watscheliger”. Der Vorteil: Man kann über Tiefschnee auch abseits der Wege gehen und versinkt nicht. Es ging direkt durch lichten Wald die Hänge hinauf in Richtung Bärental. Der Bärentalkopf ist die höchste Erhebung hier. Nach Durchquerung des Tals gelangten wir aus dem Schatten schließlich in die Sonne – was für ein Moment! Nach einer Pause mit herrlichem Blick und wunderbarer Stille, denn hier war kaum jemand unterwegs, beschlossen wir, die Runde noch zu verlängern und wanderten weiter den Hang hinauf. Schon für die Ausblicke hat sich das absolut gelohnt. Irgendwann ging es wieder hinab und mit einer etwas abenteuerlichen (weil steilen, aber gut machbaren) Abkürzung zurück auf den Wanderweg durch den Langen Grund. Wenn ihr die Möglichkeit habt: Probiert das Schneeschuhwandern unbedingt aus!
- Ausgangs- und Endpunkt: Der Parkplatz nahe der Erlauerhütte (auf 1.213 hm). Zur Tour auf Komoot (Klick): 11,8 km, ca. 5 Stunden, ▲ 470 hm, ▼ 460 hm.
- Tipp: Wie immer auf alle Temperaturen und Wetterlagen vorbereitet sein, sprich: Zwiebellook. Beim Schneeschuhwandern wurde mir schnell warm, sodass ich die dicke Winterjacke und Handschuhe direkt auszog.
- Lieber nicht: Beim ersten Versuch alleine losziehen. Auch wenn das Schneeschuhwandern an sich eigentlich selbsterklärend ist, empfehle ich euch eine geführte Wanderung. Erfahrene Bergführer:innen können hilfreiche Tipps geben, kennen die Gegend und vor allem die Berge und haben auch eine Lawinenausrüstung dabei.
5. Innsbruck: Altstadtbummel durch Tirols Hauptstadt
Okay, Innsbruck liegt nicht mehr in den Kitzbüheler Alpen. Doch die Landeshauptstadt von Tirol ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch oder gerade im Winter. Von Hopfgarten aus fuhren wir etwa eine Stunde mit der Regionalbahn hin und schon auf der Zugfahrt konnte ich mich an den Ausblicken ringsum kaum sattsehen. Innsbruck selbst liegt im Tiroler Inntal und wird eingegrenzt von der Nordkette des Karwendel und den Vorbergen der alpinen Zentralkette (Hausberg ist der Patscherkofel im Süden). Das heißt: Die Lage der Stadt ist traumhaft! Zudem erwartet euch eine wunderschöne Altstadt mit einigen wirklich schönen, historisch relevanten Häusern und Bauten.
Das Wahrzeichen und damit die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Goldene Dachl. Ursprünglich als Residenz der Tiroler Landesfürsten erbaut, wurde der Prunkerker mit vergoldeten Kupferschindeln gedeckt. Bei einem Bummel durch die Altstadt könnt ihr es nicht verpassen. Unbedingt auch weiter bis zum Inn spazieren, wo die hübschen bunten Häuser mit türkisfarbenem Fluss im Vorder- und schneebedeckten Berggipfeln im Hintergrund eine wundervolle Kulisse bilden. Die vielen Cafés und Restaurants in der Altstadt laden dazu ein, die typischen Tiroler Spezialitäten zu kosten. Erwähnenswert ist außerdem die Hofburg, die wir aufgrund von Renovierungsarbeiten leider nicht besichtigen konnten.
- Ausgangs- und Endpunkt: Innsbrucks Altstadt lässt sich in wenigen Minuten vom Bahnhof aus erreichen.
- Tipp: Wer noch mehr Spezialitäten entdecken und verkosten möchte, sollte dem Laden “Tirol genießen” unweit des Goldenen Dachl einen Besuch abstatten.
- Lieber nicht: ahnungslos drauf los. Für uns war es zwar nicht relevant, aber wer sich für die berühmten Swarovski Kristallwelten interessiert: die befinden sich nicht direkt in der Stadt, sondern in Wattens. Viermal täglich fährt vom Hauptbahnhof Innsbruck ein Shuttlebus dorthin (etwa 30 Minuten Fahrt).