Tag 3 und 4 auf dem Albsteig Schwarzwald: von Wittenschwand bis zum Feldberg

Albstausee im Schwarzwald

Weiter geht mein Rückblick auf den Albsteig, auf dem wir Ende Mai im schönen Schwarzwald unterwegs waren. Die zweite Weghälfte führt uns heute von Wittenschwand über St. Blasien und auf der Ostroute weiter über Menzenschwand bis zum Feldberg-Pass. Ob Urlaubsgefühle am Albstausee, verzauberte Wasserfallmomente oder gar die Entdeckung der Glückseligkeit: Auch auf dieser Strecke erwarten uns wieder einige schöne Überraschungen.

Tag 3: von Wittenschwand bis St. Blasien

Der dritte Tag auf dem Albsteig beginnt mit einem abenteuerlichen Pfad durch den tiefen Wald. Über Stock und Stein klettern wir über einen urigen alten Schmugglerpfad, der mir sehr gut gefällt. Bald darauf erklimmen wir den ersten Anstieg, es geht hinauf zum Bildsteinfelsen. Wir genießen den wunderbar weiten Ausblick über das südliche Albtal und die Baumwipfel um uns herum. Die Sonne strahlt vom Himmel und in der Infohütte erfahren wir viel Wissenswertes rund um den Urberger Bergbau und die früheren Erzgruben hier in der Region. Eigentlich ein toller Rastplatz, doch für eine Pause ist es uns noch etwas zu früh. Also geht es kurz darauf wieder weiter: auf idyllischen Waldwegen langsam wieder hinab ins Tal, immer wieder gespickt mit kleinen Wasserfällen am Wegesrand.

Unten angekommen, stehen wir am Albstausee und plötzlich kommt Urlaubsfeeling auf. Das Panorama ist herrlich und fast fühlen wir uns wie am Meer! Also wird gleich der erste Panorama-Sessel mit Blick über den See zum Pausenplatz erkoren. In dieser Umgebung schmecken die Snacks gleich noch besser als sonst. Bis auf uns und ein paar vereinzelte Angler ist auch heute wieder niemand hier unterwegs. Nach der kurzen Rast geht es weiter, immer entlang des Seeufers. Wir passieren eine Kneipp-Anlage mit Wassertretstelle an einem weiteren Wasserfall. Der Albsteig ist definitiv ein Weg der Wasserfälle, ich liebe das ja. Nicht nur beeindruckend anzusehen, sie plätschern auch so schön erfrischend, selbst wenn man einfach nur an ihnen vorübergeht.

Wo sich Fuchs und Hase (bestimmt auch) gute Nacht sagen

Über eine Brücke gelangen wir auf die andere Seite des Sees. Ein schmaler Pfad führt wieder bergauf. Nach den Regenfällen hat der kleine Bach, der vermutlich normalerweise neben dem Weg verläuft, sich ein wenig ausgebreitet und verwandelt unseren Weg stellenweise selbst in einen Bach. Er ist trotzdem noch gut passierbar, mithilfe der Wanderstöcke klettern wir über die vielen Steine und kleinen Felsen. Vorbei an einer versteckten Schutzhütte geht es noch weiter hinauf, bis es geschafft ist und wir wieder etwas durchatmen können. Und plötzlich taucht er auf: Ein Fuchs kreuzt seelenruhig unseren Weg. Er ist schon ziemlich grau gefärbt und lässt sich überhaupt nicht stören. Wir beobachten ihn noch mindestens zehn Minuten zwischen den Bäumen, ehe er wieder im Unterholz verschwindet. Den Hasen haben wir heute nicht mehr gesehen, aber ich bin mir sicher, dass es ihn hier auch gibt. 😉

Dafür passieren wir danach einen idyllischen und etwas geheimnisvollen Brunnen und erblicken kurz darauf schließlich den Ort Häusern von oben. Der perfekte Platz für die nächste kurze Rast mit Blick über die sommerlichen Wiesen, die in der kalten Jahreszeit offenbar zum Wintersport genutzt werden. So viel verrät jedenfalls der Lift nebenan. Wie sollte es anders sein, folgt danach erneut ein Abstieg. Der Felsenpfad, der in den Ort hineinführt, ist ein eigenes kleines Highlight. Super schön und ursprünglich wandern wir gefühlt durch eine Schlucht und hinter jeder Ecke verbirgt sich ein neuer Anblick. Auf Waldwegen und Pfaden geht es weiter, bis St. Blasien bereits in Sichtweite ist.

Highlight am Ende: Verzaubert durch die Windbergschlucht

Hier biegt der Albsteig noch einmal in den Wald ab, denn ein letzter Höhepunkt der heutigen Etappe steht noch bevor: die Windbergschlucht mit dem Windbergwasserfall. Wer den Abstecher von vielleicht 1,5 km auf der Route sieht und das Etappenziel hier schon vor Augen hat, überlegt vielleicht kurz, ob sich der “Umweg” tatsächlich lohnt. So viel sei verraten: Ja, auf jeden Fall und unbedingt! Über Stock und Stein klettern wir auf dem Pfad durch die Schlucht, die immer idyllischer wird. Das laute Rauschen des Wassers neben uns vermischt sich mit Vogelgezwitscher, das hier noch intensiver klingt als in den Wäldern zuvor. Die Umgebung präsentiert sich ursprünglich und wild, nichts lässt mehr erahnen, dass wir eben gerade noch auf die Stadt zugelaufen sind.

Fast schon verwunschen schlängelt sich der Pfad weiter hinauf, bis das Wasserrauschen ohrenbetäubend wird. Wir bleiben stehen und bewundern den Wasserfall, der wirklich ordentlich Wasser führt im Moment. Die Sonne lugt durch die Baumkronen und lässt das herabstürzende Wasser noch weißer aussehen, die moosbewachsenen Felsen leuchten grün. Wie wunderbar die Natur doch ist! Das letzte Stück des Weges führt zurück auf den Pfad hoch über St. Blasien, der uns von oben noch einmal einen wunderschönen Blick auf den berühmten Dom schenkt. Hier endet unsere heutige Wanderung, wir zweigen ab vom Albsteig und folgen dem Pfad hinunter in den Ort.

Tag 4 (Ostroute): St. Blasien über Menzenschwand bis Feldberg

Kurz hinter St. Blasien muss man sich entscheiden, ob man dem östlichen oder westlichen Arm der Alb folgen möchte und entsprechend die Route wählen. Man kann entweder westlich über die Bernauer Alb oder östlich entlang der Menzenschwander Alb wandern. Unser Plan war, erstere zu nehmen. Hinter Bernau führt der Albsteig nämlich auch über das Herzogenhorn, den zweithöchsten Gipfel des Schwarzwaldes. Der Berg markiert den höchsten Punkt des Wanderwegs, da dieser ja an der Feldberg-Passhöhe endet. Doch wie so oft kommt alles anders.

In St. Blasien gestartet, folgen wir wieder der Alb in Richtung Glashofsäge. Dort ist zum Zeitpunkt unserer Wanderung im Mai 2021 ein Teilstück der Route gesperrt, eine Umleitung bis Bernau ist ausgeschildert. Wer die lesen kann, ist im Vorteil! 😝 Wir sind wohl nicht ganz bei der Sache und folgen prompt den “falschen” Ausschilderungen in Richtung Menzenschwand. Das fällt uns jedoch erst später auf und so wandern wir also doch die östliche Route. Wie sich herausstellt, ist das eine gute (unbewusste) Entscheidung, denn Menzenschwand und Umgebung haben auch einiges zu bieten.

Schwarzwaldidylle vom Feinsten

Menzenschwand ist ein fast schon klischeehaft idyllisches Schwarzwalddorf: Hübsche, traditionelle alte Bauernhäuser mit blühenden Vorgärten säumen den Weg und formen eine entzückende Postkartenkulisse. Nur der graue Himmel passt nicht so ganz in das Postkartenbild. Schon von Weitem hören wir Glocken läuten und begegnen einer Herde Ziegen, die eifrig die Wiese an der Skisprungschanze “mäht”. Wir fühlen uns ein bisschen wie auf einer Alm. Der heilklimatische Kurort besteht aus den drei Dorfkernen Vorderdorf, Mitteldorf und Hinterdorf. Man sollte sich beim Wandern also nicht wundern, ständig wieder in Menzenschwand anzukommen. 😉 Die Tallage bietet wunderschöne Ausblicke auf die umliegenden Wälder und Gipfel, unter anderem auf das Herzogenhorn und den Feldberg. 

Die “Genießer”-Etappeneinteilung des Schwarzwaldvereins sieht Menzenschwand bereits als Etappenziel vor. Da wir aber gerade mal 10 km zurückgelegt haben und bis zum Feldberg nur noch weitere etwa 10 km verbleiben, legen wir hier lediglich eine Rast ein und genießen die Ausblicke. Unsere letzte “Genießer-Etappe” startet also im Anschluss in Menzenschwand. Wir folgen dem Albsteig bis zu einer schmalen Schlucht, wo das nächste landschaftliche Highlight wartet: die Menzenschwander Wasserfälle. Und die sind wirklich beeindruckend! Entgegen der Fließrichtung geht es ein paar Stufen in die Höhe und wir wandern einmal durch die Schlucht. Imposant rauschen die Wassermassen hier von oben hinab und bilden mehrere kleine Wasserfälle an den Felsen.

Mit ein wenig Glückseligkeit ins Finale: Auf zum Feldberg

Danach geht es weiter auf dem Menzenschwander Geißenpfad und wir stehen plötzlich am “Tor zur Glückseligkeit”. Klar, dass ich da einmal hindurch muss! 😊  Zwischen Ziegenweiden und Wildapfelbäumen, die gerade wunderschön blühen, erklimmen wir schließlich nach und nach den Hang. Die Ziegen sind hier als tierische Landschaftspfleger tätig und tragen dazu bei, die Vegetation des Hochtals zu erhalten. Auf diesem Pfad begegnen wir zum ersten Mal auf dem gesamten Albsteig vermehrt Wanderern, die Nähe zum Feldberg macht sich langsam bemerkbar. Außerdem ist heute Feiertag.

Oben angekommen, genießen wir ein letztes Mal die Weitblicke und machen uns dann direkt wieder an den Abstieg. Wir passieren die Endmoränen des ehemaligen Feldberg-Gletschers und bewundern zahlreiche kleine Kunstwerke, die hier in Form von Steinmännchen von anderen Wanderern gebaut wurden. Ein weiteres Stück Wald folgt und einen letzten steilen Aufstieg später (der hat es noch einmal in sich!) erreichen wir schließlich die Passhöhe des Feldbergs. Das mächtige Portal zeigt an, dass wir das Ziel des Albsteigs erreicht haben.

Was für ein schönes Erlebnis das war! Laut meinen Aufzeichnungen mit Komoot haben wir auf unseren vier Etappen insgesamt 67,2 km zurückgelegt. Ich beschließe, irgendwann mal wiederzukommen und den Albsteig mit der fehlenden Teilstrecke der Westroute über Bernau zu vervollständigen. Für heute reicht es allerdings. Wir kommen am übernächsten Tag jedoch schon wieder und erklimmen noch den Feldberggipfel, der schon allein für meine 16-Summits-Sammlung nicht fehlen darf: Ich hake Baden-Württemberg auf der Liste der höchsten Punkte aller 16 Bundesländer ab und damit den zweithöchsten Gipfel nach der Zugspitze. Auch wenn mit Sturmböen und Schneeregen nicht die besten Wetterbedingungen herrschten, es hat sich gelohnt! Danke, lieber Schwarzwald, ich komme wieder.

Anfang verpasst? Hier geht’s zum Bericht über den ersten Teil der Wanderung:


Wenn ihr den Albsteig selbst wandern möchtet, lest gerne auch mal hier rein:

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