Ein lila Wandertraum: Heideblüte in der Fischbeker Heide

Heideblüte in der Fischbeker Heide

Die meisten Hamburger:innen kennen die Lüneburger Heide vor den Toren ihrer Stadt. Was viele interessanterweise nicht wissen: In Hamburgs Süden findet man auch Heideflächen, und zwar die zweitgrößten in Deutschland. Die Fischbeker Heide verwandelt sich zur Blüte im Sommer in ein lilafarbenes Paradies für Wanderer.

Zugegeben, auch ich als Hamburgerin hatte die Fischbeker Heide bis vor ein paar Jahren nicht wirklich auf dem Schirm. Ich hatte mal davon gehört, war jedoch nie dort. Tagesausflüge in der Kindheit führten mich in die Lüneburger Heide, die mich seither fasziniert. Die Heide mit ihren weitläufigen Flächen und vereinzelten Bäumen, sandigen Böden und im Sommer natürlich mit der wunderschönen Blüte ist mit keiner anderen Art von Landschaft zu vergleichen.

Dass es eine solche Landschaft auch in Hamburg gibt, wurde mir erst vor einigen Jahren bei meinem ersten Besuch bewusst. Seitdem kann ich gar nicht genug davon bekommen. Die Heide ist zu jeder Jahreszeit anders, aber immer faszinierend. Das Naturschutzgebiet Fischbeker Heide grenzt an Neu Wulmstorf und erstreckt sich auf 773 ha von Neugraben-Fischbek bis nach Hausbruch in die Harburger Berge. Nach der Lüneburger Heide bilden die Heideflächen hier die zweitgrößte Kulturlandschaft dieser Art in ganz Deutschland.

Heidschnuckenweg in der Fischbeker Heide
Auf dem Heidschnuckenweg
Glockenheide
Vereinzelt ist auch Glockenheide zu finden
Heideblüte
Blühende Besenheide

Die Heide: vom Menschen geprägte Kulturlandschaft

Heidegebiete sind nicht ursprünglich, sondern durch die Nutzung von Menschen entstanden. Durch das Roden und Beweiden der ehemaligen Waldflächen, das bis in die Steinzeit zurückverfolgt werden kann, entstanden über die Jahrhunderte Heideflächen. Bis heute werden tierische Landschaftspfleger eingesetzt, um diese zu erhalten: Die traditionellen Heidschnuckenherden, heute auch von Ziegen unterstützt, sind ganzjährig in der Heide unterwegs und halten durch ihre Beweidung die Bäume klein – ansonsten würde sich hier wieder Wald ausbreiten.

In der Fischbeker Heide wächst vor allem die Besenheide, eine Zwergstrauchart, aus der früher tatsächlich Besen gefertigt wurden. Vereinzelt findet man auch Glockenheide, die schon etwas früher zu blühen beginnt. Zwischen Anfang bis Mitte August und Anfang September (Faustregel: 08.08. bis 09.09.) blüht dann auch die Besenheide in voller Pracht. Durch die flächendeckende Verteilung der Büschel entstehen ganze Teppiche in der Landschaft, die von hellrosa über kräftig pink bis tief lila erstrahlen.

Wandern in der Fischbeker Heide – tierische Begegnungen inklusive

Zur Blütezeit ist die Fischbeker Heide natürlich besonders bei schönem Wetter und an Wochenenden gut besucht. Die Besuchermengen hier sind jedoch nicht vergleichbar mit den bekannten Orten in der Lüneburger Heide, die regelmäßig überlaufen sind – weshalb die Gegend fast schon ein Geheimtipp für alle bleibt, die Natur erleben und Erholung finden möchten. Die Heide bietet sich vor allem zum Wandern und Mountainbiken an, es gibt zahlreiche ausgeschilderte Wanderwege und Trails. Die Chance auf tierische Begegnungen ist übrigens sehr hoch: von Schmetterlingen und Fröschen, Libellen und Käfern über Zauneidechsen und Rehe bis hin zu den Heidschnucken.

Ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen sind die Parkplätze am Scharlbarg / Schnuckendrift, wo ihr euer Auto abstellen könnt. Hier startet auch der als “Top Trail of Germany” ausgezeichnete Heidschnuckenweg, auf dem man 223 km bis nach Celle fernwandern kann. Der S-Bahnhof Fischbek befindet sich etwa 2 km entfernt. Die Hauptwege führen von den Parkplätzen aus durch das Fischbektal, wo euch verschiedene Routen zur Auswahl stehen. Einige Streckenvorschläge findet ihr zum Beispiel hier. Mein Tipp: Wenn ihr die App Komoot nutzt, könnt ihr euch darüber eine für euch von Länge und Anspruch passende Strecke heraussuchen.

Traumhafte Sonnenuntergänge erleben

Wer sich vorab keine feste Route suchen möchte, kann natürlich auch einfach drauflos wandern. Den vielen verschlungenen Pfaden, die von den größeren Wegen abzweigen und durch Wald und Heideflächen führen, kann man kreuz und quer folgen und so öfter mal die Richtung wechseln. Abseits der Hauptwege im Fischbektal trefft ihr meist sehr viel weniger Menschen an. Meine persönliche Empfehlung: Früh morgens oder später abends kommen – zum Beispiel mit einem der oft großartigen Sonnenuntergänge als Abschluss. Und auch ein Abstecher zur Wulmstorfer Heide lohnt sich. Dafür wandert ihr am Startpunkt des Heidschnuckenwegs los und biegt am ersten Wegweiser rechts in den Wald ab, dort dann kurz darauf dem entsprechenden Wanderweg folgen.

Tipps: Aussichtspunkt Segelflugplatz und das Naturschutz-Infohaus “Schafstall”

Um tolle Ausblicke über die Fischbeker und Wulmstorfer Heider zu genießen, solltet ihr den Aussichtspunkt des Segelflugplatzes in eure Route einbauen. Von hier aus habt ihr einen guten Überblick auf die gesamte Umgebung. Achtung: An Wochenenden ist bei gutem Wetter Segelflugbetrieb und einige Bereiche können gesperrt sein. Achtet dann unbedingt auf die Schilder und Warnblinker. Wer mal mitfliegen möchte, kann die Piloten übrigens einfach ansprechen – der Segelflugclub Fischbek bietet auch Gastflüge an.

Ein weiterer lohnenswerter Zwischenstopp ist das Naturschutz-Informationshaus “Schafstall”, das von der Loki Schmidt Stiftung betrieben wird und in einer Dauerausstellung allerhand Wissenswertes rund um die Region präsentiert. Hier kann man die Geschichte der Heide und ihrer Bewohner interaktiv entdecken. Die Ausstellung befindet sich in einem ehemaligen Schafstall. Der reetgedeckte Stall direkt nebenan wird übrigens noch genutzt und beheimatet die ortsansässige Heidschnuckenherde, die man morgens und abends hier auch antreffen kann.

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