Tageswanderungen auf dem Heidschnuckenweg: Etappe 1-6 von Hamburg bis Soltau

Heidschnuckenweg

“Auf den Spuren der Schnucke” führt der Heidschnuckenweg 223 km durch die Lüneburger Heide. Die erste Hälfte des Wanderwegs, von Hamburg-Fischbek bis Soltau, habe ich zwischen August und Dezember 2019 in Tageswanderungen erwandert. Hier erfahrt ihr, wie unterschiedlich die einzelnen Abschnitte für mich waren: von blühender Heide im Sommer über buntes Laub im frühen Herbst bis hin zu frostigen Wäldern und Feldern im Winter.

Etappe 1: Hamburg-Fischbek bis Buchholz in der Nordheide, ca. 27 km

Ganz im Süden von Hamburg ging es los – und zwar gleich mit einer Herausforderung: Die erste Etappe des Heidschnuckenwegs ist eine der anspruchsvollsten. Sie ist nicht nur von der Strecke her gemeinsam mit der letzten Etappe die längste, sondern beinhaltet auch die meisten Höhenmeter auf dem Weg. Gleich zu Beginn erwarten mich die ersten Heideflächen der Fischbeker Heide, durch die sich der Pfad schlängelt. An meinem Starttag im August 2019 blüht hier alles lila. Am Segelflugplatz bieten sich wunderschöne Ausblicke auf die Heide und heute, bei entsprechendem Wetter und am Wochenende, auch auf die Segelflieger.

Danach wandere ich hinein in die Harburger Berge und bin fortan in dichtem Wald unterwegs. Der Weg führt auf und ab über die zahlreichen Hügel. Ich komme am Karlstein vorbei: Der Granitfindling gelangte während der Eiszeit aus Skandinavien bis hierher in den Wald. Vorbei an dem Dorf Langenrehm geht es weiter bis nach Nenndorf, das ich nach etwa 16 km erreiche. Wenn ihr die erste Etappe aufteilen wollt, könnt hier in der Nähe übernachten (Unterkünfte sind etwa 1,5 km entfernt) oder mit dem Bus zurück nach Hamburg fahren (unbedingt vorher über die Fahrzeiten informieren). Ansonsten wandert ihr noch etwa 10 km weiter auf Wald- und Feldwegen, vorbei an Dibbersen (wer mag, macht hier einen kurzen Abstecher zur historischen Windmühle) bis nach Buchholz.

Etappe 2: Buchholz in der Nordheide bis Handeloh, ca. 16 km

Zwei Wochen nach der ersten Etappe mache ich mich Ende August auf zum zweiten Abschnitt des Heidschnuckenwegs, für mich einem der schönsten. Buchholz ist mit der Regionalbahn von Hamburg aus gut erreichbar. Vom Bahnhof aus wandere ich vorbei an einem schön gelegenen Teich wieder tief in den Wald hinein, der bei den vorherrschenden Temperaturen über 30 Grad angenehm kühl ist. Durch das Tal Höllenschlucht geht es weiter, bis der Wald sich lichtet und den Blick auf lila leuchtende Heideflächen freigibt. Hinauf geht es zum ersten Highlight: den Brunsberg. Von dort “oben” (auf 129 m Höhe) hat man einen wunderbaren Ausblick über die Heide.

Gleich danach folgt auch schon mein nächstes Highlight: eine Heidschnuckenherde! Diese Namensgeber des Wanderweges sind hier in der Heide das ganze Jahr über als Landschaftspfleger im Einsatz. Vor allem im Sommer stehen die Chancen gut, auf einen Schäfer mit seiner Herde zu treffen. Die Heideflächen sind ursprünglich durch den Menschen entstanden und könnten ohne entsprechende Pflege nicht erhalten werden, da sich Büsche und Bäume wieder ausbreiten und Waldflächen entstehen würden. Die heimische Schafrasse, die inzwischen auch von Ziegen unterstützt wird, hält durch Beweidung und Verbiss die Heide kurz und sorgt damit für die optimalen Voraussetzungen für eine schöne Blüte. Die Tiere knabbern an den aufkommenden Gehölzen wie Birken und Kiefern und fressen Gräser, Kräuter und das Heidekraut selbst. Dabei zerstören sie übrigens auch die Spinnweben im Heidekraut und sorgen so auf ganz natürliche Art dafür, dass die Bienen im Sommer auf der Suche nach Nektar freie Bahn haben und sich nicht in den Netzen verfangen – die Grundlage für eine erfolgreiche Bestäubung des Heidekrauts und die Entstehung des beliebten Heidehonigs.

Nach ausgiebiger Bekanntschaft mit den Heidschnucken und den frechen Ziegen wandere ich weiter und erreiche bald darauf das wunderschöne Büsenbachtal. Der namensgebende Büsenbach beeindruckt durch sein klares Wasser. Von einem Hügel mit dem Namen Pferdekopf aus genieße ich den grandiosen Blick über die weiten Heideflächen. Dieser Ort ist besonders zur Blütezeit ein viel besuchter Hotspot in der Lüneburger Heide, aber unten im Tal mit seinen zahlreichen Wegen verlaufen sich die Menschenmengen meistens auch wieder. Die restlichen Kilometer dieser Etappe führen mich wieder durch Waldgebiet, bis ich schließlich Handeloh erreiche.

Etappe 3: Handeloh bis Undeloh, ca. 17 km

Weitere zwei Wochen später, mittlerweile ist es Anfang September, schultere ich erneut meinen Rucksack und nehme die nächste Etappe in Angriff. Auf diesem Abschnitt betritt man erstmals offiziell das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Die ersten Kilometer wandere ich durch dichte, sattgrüne Wälder am Ufer der Seeve entlang. Durch das sumpfige Gebiet führt stellenweise auch ein Holzbohlenweg. Ungefähr auf halber Strecke erreiche ich das Dorf Wesel und kurz darauf erstrecken sich die wunderschönen Flächen der Weseler Heide vor mir. Im Gegensatz zu meinen ersten Wandertagen ist das Wetter heute bewölkt, was den Heideflächen eine ganz andere Stimmung verleiht als der zuvor strahlend blaue Himmel. Anders, aber nicht weniger beeindruckend und schön. Wusstet ihr eigentlich, wie viele Schattierungen die Farbe Lila haben kann?! 😃 Weiter geht die Wanderung, bis ich schließlich Undeloh erreiche.

Etappe 4 & 5: Undeloh über Niederhaverbeck bis Bispingen, ca. 31 km

Es ist Ende September, einer der letzten Sommertage: Noch einmal über 30 Grad, der Höhepunkt der Heideblüte ist vorüber, hier und da finden sich noch einige lila Flächen. Die Sonne strahlt und der Herbst klopft an die Tür, also genau die richtigen Voraussetzungen für einen langen Wandertag! Die vierte und fünfte Etappe des Heidschnuckenwegs stehen bevor. Früh morgens starte ich in Undeloh direkt durch die Undeloher Heide und das schöne Radenbachtal, zu diesem Zeitpunkt noch als einzige Wanderin. Je näher ich Wilsede und dem Wilseder Berg komme, desto mehr Menschen treffe ich. Kein Wunder, dieser Ort ist einer der beliebtesten in der ganzen Lüneburger Heide – und das nicht nur, weil es sich mit 196,2 m Höhe um die höchste Erhebung der Norddeutschen Tiefebene handelt. Der Panoramablick vom “Gipfel” auf die Heide rundum ist wirklich zu empfehlen. Der etwas langgezogene Aufstieg ist übrigens kaum mehr als eine leichte Steigung.

Aufgrund des Besucherandrangs hier oben empfiehlt sich eine Rast, wenn gewünscht, statt auf dem Gipfel eher während der anschließenden Durchquerung der Heide. Für mich gibt es diesmal den Luxus einer Einkehr im ersten Etappenziel Niederhaverbeck mit einer ganz besonderen Spezialität der Region: Buchweizentorte, sehr zu empfehlen! Im Anschluss wandere ich gestärkt weiter in Richtung Bispingen, zunächst durch die Haverbecker und die Behringer Heide und zwischen Maisfeldern entlang. Hier passiere ich immer wieder Bienenzäune, an denen das laute Summen schon von Weitem zu hören ist. Weiter geht es am Ufer des idyllischen Brunausees entlang, wo heute nicht viel los ist. In den Wäldern zeigt sich der Herbst hier bereits deutlich, das Laub beginnt sich überall zu färben.

Etappe 6: Bispingen bis Soltau, ca. 22 km

Zeitsprung: Drei Monate sind vergangen, seit ich an jenem heißen Spätsommertag in Bispingen ankam. Es ist Ende Dezember, einer der letzten Tage des Jahres. Statt 30 Grad zeigt das Thermometer -3 Grad. Der Herbst mit seinen bunten Farben ist vorüber, die Laubbäume haben ihre Blätter abgeworfen. Ich starte an der heute etwas frostig aussehenden Statue des Heideschäfers mit seinen Schafen in Bispingen. Auch die Landschaft ist von Raureif überzogen. Kein Schnee, aber Eiskristalle hüllen Wiesen und Wälder in einen Winterzauber. Niemand ist zu dieser frühen Stunde unterwegs, es ist gerade erst hell geworden. Ich nicke ein paar Ponys auf ihrer Weide zu, denen die Kälte offenbar überhaupt nichts ausmacht. Über einen sehr einsamen Abenteuerspielplatz geht es auf einem schmalen Pfad in den Wald hinein.

Die Heideflächen, die ich durchquere, präsentieren sich heute natürlich ganz anders als an den letzten Wandertagen: Auch das Heidekraut ist von Raureif überzogen und glitzert weithin. Die Sonne steht tief und taucht die Szenerie in ein fast unwirkliches Licht, es wirkt ein bisschen wie zum Sonnenuntergang – obwohl es gerade mal Mittag ist. Ein Großteil des Wanderwegs verläuft auf dieser Etappe über Forst- und Feldwege mit zahlreichen gefrorenen Pfützen. Ich freue mich über die Ruhe und treffe unterwegs genau zwei Menschen. Sehr beschaulich, wäre da nicht die lärmende Autobahn, die leider immer wieder in Hörweite verläuft. Vorbei am verlassenen (weil zu dieser Jahreszeit geschlossenen) Heide-Park Soltau geht es noch einige Kilometer weiter bis in die Fußgängerzone der Stadt. Damit erreiche ich Kilometer 110 auf dem Heidschnuckenweg – Halbzeit!

Möchtet ihr wissen, wie es weitergeht? Die zweite Weghälfte bin ich am Stück und mit Zelt im Gepäck gewandert. Hier entlang zu Teil 2:

Wenn ihr am liebsten selbst gleich loswandern möchtet und noch mehr Infos über den Heidschnuckenweg wollt, lest doch auch mal hier rein:

Und wer noch mehr lesen mag, findet hier auch noch meinem Gastbeitrag über den Heidschnuckenweg auf couchflucht.de.

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