Im Mai 2019 waren wir 9 Tage auf dem West Highland Way unterwegs. Zu Fuß ging es 154 km durch traumhafte Landschaften: durch den Loch Lomond & The Trossachs National Park hinein in die schottischen Highlands. Wie die erste Weghälfte verlief, lest ihr hier.
Es war unsere erste Langstreckenwanderung und ein großartiges Erlebnis. Sowohl landschaftlich als auch vom Wetter her waren diese Tage sehr abwechslungsreich: von märchenhaften, sonnendurchfluteten Wäldern über Heidelandschaften im Regen und karge Moorflächen bis hin zu atemberaubenden Bergpanoramen, die auch mal im dichten Nebel verschwanden, war alles dabei. Hier findet ihr ein paar meiner persönlichen Highlights und Dinge, die in Erinnerung blieben.
Tag 1: Milngavie bis Drymen, 19 km
Am ersten Tag ging es gemächlich los. Die Strecke verlief durch weites Farmland und lichte Waldstücke. Wir machten mehrmals Bekanntschaft mit neugierigen Kühen. Direkt nach dem Start gab es einige kleinere Anhöhen, ansonsten waren wir überwiegend in flachem Gelände unterwegs und konnten den Tag ideal zum “Aufwärmen” nutzen. Die hügelige Landschaft, die man teilweise schon in der Ferne sah, gab einen Vorgeschmack auf die kommenden Etappen.
- Höchster Punkt: 135 m, niedrigster Punkt: 25 m
- Anreise: Der Vorort Milngavie ist vom Stadtzentrum in Glasgow in 24 Minuten mit der Bahn zu erreichen, sodass man problemlos am Starttag hinfahren kann. Der offizielle Startpunkt des West Highland Way, markiert durch eine Granitsäule, befindet sich in der Fußgängerzone.
- Tipp: Wer möchte, kann unterwegs Stempel sammeln. Den West Highland Way Passport und ersten Stempel soll es bei “The Iron Chief” in Milngavie geben. Ich habe es leider verpeilt, an den Pass zu denken, aber die Stempel dann ab Drymen auf einer Postkarte gesammelt.
- Unterwegs: Ihr kommt an der Glengoyne Distillery vorbei, seit über 150 Jahren spezialisiert auf Single Malt Whisky. Wer mag, kann eine Besichtigungstour machen oder sich im Shop umsehen (es gibt auch sehr gutes hausgemachtes Shortbread).
- Verpflegung: In Milngavie könnt ihr euch ausreichend mit Proviant für den Tag eindecken. Unterwegs gibt es mindestens eine Einkehrmöglichkeit. Drymen hat einen kleinen Supermarkt und einige Pubs. “The Clachan” besteht seit 1734 und gibt an, der älteste Pub in Schottland zu sein. So oder so empfehlenswert: Gemütliche Atmosphäre, sehr gutes Essen, große Portionen, faire Preise.
Tag 2: Drymen bis Sallochy, 17 km
Kurz vor Drymen beginnt der Loch Lomond & The Trossachs National Park, durch den wir die nächsten Tage wanderten. Mit dem Conic Hill erwartete uns heute der erste Aufstieg, der stellenweise recht steil war. Landschaftlich gab es immer wieder sehr schöne Ausblicke und der Rundumblick von der Spitze des Conic Hill auf 350 m Höhe war alle Mühen wert. Da der Conic Hill scheinbar ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen und Jugendgruppen ist, war hier bei gutem Wetter recht viel los. Direkt nach dem Abstieg waren wir aber schon wieder alleine im Wald unterwegs. Schließlich standen wir am Loch Lomond, Schottlands größtem Süßwassersee.
- Höchster Punkt: 350 m, niedrigster Punkt: 20 m
- Tipp: Wenn ihr Wanderstöcke dabei habt, solltet ihr sie auf diesem Abschnitt bereits nutzen. Bei uns kamen die Stöcke erst ab dem 4. Tag zum Einsatz, doch die Kletterei am Conic Hill kann man sich damit bestimmt etwas erleichtern.
- Verpflegung: Nach dem Conic Hill kommt ihr durch Balmaha, wo das Restaurant des Oak Tree Inn von vielen Wanderern empfohlen wird. Hier gibt es auch kleine Shops und Übernachtungsmöglichkeiten. Unser B&B befand sich in Sallochy einige Kilometer vor Rowardennan. Wer dort übernachtet, sollte inkl. Verpflegung buchen oder sich vorher ausreichend für den Abend eindecken, da es nach Balmaha bis Rowardennan keine Läden oder Restaurants mehr gibt.
Tag 3: Sallochy bis Inversnaid, 17 km
Dieser Abschnitt war für uns einer der schönsten, was sicherlich auch an dem traumhaften Wetter lag. Wir hatten den ganzen Tag Sonnenschein und konnten die wunderschöne Strecke am Ufer des Loch Lomond entlang genießen. Es ging in flachem Gelände direkt am Wasser entlang, durch märchenhafte Wälder und vorbei an moosbewachsenen alten Felshöhlen. Im Mai besonders schön: die blau und lila blühenden Glockenblumen und der gelbe Ginster überall. Auf diesem Abschnitt gab es zahlreiche Rastplätze, die sich für ein Picknick anbieten.
- Höchster Punkt: 90 m, niedrigster Punkt: 15 m
- Tipp: Achtet auf die alte rote Telefonzelle, die bei Rowardennan mitten im Wald steht.
- Verpflegung: In Rowardennan gibt es ein paar Hotels und einen kleinen Laden an der Jugendherberge. In Inversnaid haben wir im Bunkhouse übernachtet, dessen Restaurant sehr zu empfehlen ist: hervorragendes Essen und gleichzeitig ist es Bar und Treffpunkt für Wanderer mit tollem Ambiente (das Bunkhouse befindet sich in einer alten Kirche). Es liegt allerdings auf einem steilen Hügel, ca. 800 m oberhalb des Inversnaid Hotels.
Tag 4: Inversnaid bis Crianlarich, 21 km
Der für uns anspruchsvollste Tag der Wanderung. Landschaftlich sehr beeindruckend, aber leider begann es kurz nach unserem Start zu regnen und die Pfade am See sind voller Felsen und Baumwurzeln, die dann ziemlich rutschig werden. Die ersten Stunden waren wir durchgehend am Klettern über Stock und Stein. Hier kann ich nur jedem zu Wanderstöcken raten! Für die etwa 10 km bis Inverarnan brauchten wir allein 5 Stunden. Der zweite Abschnitt führt durchgehend bergauf (bis auf das letzte Stück hinab nach Crianlarich), die Steigung verteilt sich jedoch auf die gesamten weiteren knapp 11 km. Die Strecke führt über alte Militärstraßen und ist auch bei Regen gut zu begehen. Wir wanderten noch einmal etwa 3 Stunden.
- Höchster Punkt: 255 m, niedrigster Punkt: 20 m
- Tipps: Am Anfang der Etappe auf das Holzschild achten, das auf die Höhle von Rob Roy hinweist. Etwa auf halber Strecke nach Inverarnan kommt ihr an einer Stelle aus dem Wald heraus und lauft auf die halb verfallenen Häuser der früheren Doune Farm zu. Das rechte Gebäude wird heute als Bothy genutzt, eine Schutzhütte für Wanderer. Man kann einfach hineingehen. Und: Mit etwas Glück seht ihr die wilden Ziegen auf dieser Etappe!
- Verpflegung: Für uns gab es zur Stärkung und zum Trocknen Lunch im Restaurant der Beinglas Farm in Inverarnan. Daneben befindet sich auch ein kleiner Laden. In Crianlarich gibt es einen Supermarkt und mehrere Hotels, Restaurants und Pubs.
Hier geht es weiter mit dem 2. Teil des Berichts: Meine Wanderung auf dem West Highland Way: Etappe 5-9
Ihr wollt am liebsten auch gleich loswandern? Dann lest doch mal hier rein:
Hey, seltsamerweise wird dieser besagte Abschnitt zwar erwähnt als anspruchsvoll aber es wird viel zu wenig darauf eingegangen . Das Stück am Ufer kann bei Regen sogar gefährlich werden wegen der Glätte(!!). Wenn man da alleine wandert, Ausrutscher mit Gepäck (25kg) und sich den Knöchel bricht..kann das sehr unangenehm werden. Dazu kommt der schlechte Handyempfang, passt…
Ich finde ein Blog, ein Wanderführer etc..hat eigentlich nicht nur den Auftrag den Weg interessant zu beschreiben sonder auch und besonders auf die türkischen Gefahren aufmerksam u machen. Das läuft leider nicht wirklich gut. Teilweise werden die Wege nur schöngeredet um die Touristen anzulocken. Wenn man aber mal 3 Std auf Hilfe warten musste auf diesem Uferweg und den Knöchel gebrochen hatte, bedankt sich für die unrealistische Wegbeschreibung.
Hallo Sanne, danke für deinen Kommentar. Du beziehst dich vermutlich auf den Uferweg an Tag 4? Eine interessante Sichtweise. Ich finde tatsächlich überhaupt nicht, dass der Weg in dieser sehr kurzen Beschreibung „schöngeredet“ wird, da ja in der Tat kaum Infos in dem Absatz Platz finden. Dieser Artikel ist ein individueller Erfahrungsbericht über meine persönliche Wanderung auf dem West Highland Way, mit recht kurz gehaltenen Beschreibungen und Eindrücken. Er soll der Unterhaltung und Inspiration dienen, für alle, die sich auch für den Weg oder das Wandern in Schottland interessieren.
In keiner Weise erhebt er den Anspruch, so ausführlich und informativ wie ein richtiger Wanderführer zu sein, das wird denke ich bereits an der Länge deutlich. Diesen Anspruch könnte ich gar nicht erfüllen, da ich lediglich von meinen Erfahrungen an diesem einen Tag dort berichten kann. Dass der Weg unter anderen Umständen ganz andere Anforderungen stellen kann, sollte klar sein. Zumal ja sogar erwähnt wird, dass es auch für uns an dem Tag durchaus anspruchsvoll war und es rutschige Stellen gab.
Es klingt, als hättest du schlechte Erfahrungen dort gemacht oder diese mitbekommen. Das tut mir natürlich leid. Ich komme selbst gerade von einer einwöchigen Trekkingtour in Schwedisch-Lappland zurück, auf der es durchweg keinen Handyempfang gab. Dort hatte ich einen GPS-Sender dabei, mit dem man im Notfall Hilfe rufen und geortet werden kann. Ich persönlich empfehle allen, die entweder in solchen Regionen oder auch einfach nur alleine unterwegs sind, ein solches Hilfsmittel, allein für die Sicherheit. Denn selbst hier in Deutschland gibt es ja doch öfter Regionen ohne Handyempang und passieren kann immer etwas. Es sollte allerdings meiner Ansicht nach auch selbstverständlich sein, dass man, wenn man vorhat, diesen Weg nachzuwandern, in der Vorbereitung im eigenen Interesse auf weitere Quellen wie einen etablierten Wanderführer zurückgreift – dort wird auch ausführlich auf die möglichen Gefahren der jeweiligen Abschnitte, z.B. bei anderen Wetterkonditionen, hingewiesen.
Zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass es mir auf meinem Blog nicht darum geht, Tourist:innen anzulocken oder etwas besonders positiv darzustellen, sondern darum, meine Erfahrungen ehrlich zu teilen. Das soll übrigens keine Rechtfertigung, eher eine Erklärung sein. 🙂
Danke für den Austausch und zukünftig hoffentlich schöne Erlebnisse auf deinen Touren.
Viele Grüße, Anika
Es sollte natürlich „tückischen“ Gefahren heißen!