Bergsommer im Harz: Rundwanderung auf dem Höhenweg Sankt Andreasberg

Bergwiesen Sankt Andreasberg

Sankt Andreasberg lockt Besucher mit zahlreichen Möglichkeiten für Outdooraktivitäten zu jeder Jahreszeit. Besonders im Frühjahr und Sommer ist die höchstgelegene Stadt im Harz mit ihren bunt blühenden Bergwiesen ein Paradies zum Wandern. Die beste Möglichkeit, die Umgebung zu erkunden: der Höhenweg Sankt Andreasberg, der auf 17 km rund um den Ort führt und tolle Ausblicke bietet.

Unter Naturliebhabern und Aktivurlaubern ist Sankt Andreasberg im Oberharz längst kein Geheimtipp mehr. Ob Wintersport oder Wandern und Mountainbiken, hier kann man fast alles machen, was das Outdoor-Herz begehrt. Es erwarten euch mehrere Skizentren und Loipen für Langläufer, Rodelwiesen und eine Sommerrodelbahn, zahlreiche Nordic-Walking-Routen und Mountainbike-Trails. Und natürlich Wanderwege durch den Nationalpark Harz – mit einer Länge von insgesamt 200 km.

Wildblumen und Heilkräuter in voller Blüte

Im Mai und Juni sind die blühenden Bergwiesen ein absolutes Highlight. Auf 600 bis 900 Höhenmetern erstrecken sich weite Flächen wogender Wiesen mit Wildblumen und Heilpflanzen. Die Auswahl reicht von Schlüssel- und Trollblumen über Orchideen bis hin zu Bärwurz, Arnika und Hahnenfuß. Allein das ausgewiesene Naturschutzgebiet “Bergwiesen bei Sankt Andreasberg” umfasst etwa 224 Hektar. Entstanden sind die Wiesen durch die traditionelle Bewirtschaftung zur Futtergewinnung für das Harzer Rotvieh, die heimische Rinderart.

Jedes Jahr im Juni feiert man hier das Wiesenblütenfest mit Almauftrieb der Kühe durch den Ort hinauf auf die Berghänge – sprichwörtlich die fünfte Jahreszeit des Harzes. In diesem Jahr fielen die Festivitäten aufgrund der Corona-Umstände aus. Die Wiesen stehen natürlich trotzdem in voller Blüte und bieten prachtvolle Anblicke – perfekt für die eine oder andere Tageswanderung bei meinem Besuch hier im Juni. Neben Ausflügen zum nahegelegenen Oderteich und auf den Wurmberg stand der Höhenweg um Sankt Andreasberg auf dem Programm.

Rundwanderung von der Jordanshöhe über die Matthias-Baude

Der etwa 17 km lange Rundwanderweg führt einmal um den Ort, teilweise auch kurz hindurch. Dafür sollte man mindestens fünf bis sechs Stunden einplanen. 430 m hinauf und 420 m hinab geht es zu vielen tollen Aussichtspunkten mit Weitblicken über die Bergstadt und die umliegenden Wälder. Durch die Umrundung der Ortschaft seht ihr einzelne Punkte aus immer wieder neuen Perspektiven. Unser Start- und Endpunkt ist die Jordanshöhe auf 723 m, wo sich an der Clausthaler Straße auch ein Wanderparkplatz befindet.

Wir starten in Richtung Osten, vorbei an einem Schullandheim und direkt hinein in das Naturschutzgebiet der Bergwiesen. Deren intensiver Duft und das Summen der vielen Bienen und anderen Insekten begleitet uns fast den ganzen Tag lang. Nach etwa 6 km erreichen wir den Matthias-Schmidt-Berg, der mit der Matthias-Baude die einzige Einkehrmöglichkeit direkt am Weg bietet. Ihr habt einen tollen Blick auf den Ort und könnt dem Treiben rund um den Lift der Sommerrodelbahn zusehen. Hier befindet sich auch ein Mountainbike-Park mit verschiedenen Downhill-Trails.

Zahlreiche Aussichtspunkte über Sankt Andreasberg und die Harzwälder

Die Streckenabschnitte danach werden zunächst etwas unspektakulärer, es geht durch stark von der Forstwirtschaft geprägtes Waldgebiet. Leider sieht man auch hier, wie an so vielen Stellen im Harz, die großen Schäden durch Klimawandel und Borkenkäferbefall. Zahlreiche abgestorbene Bäume stehen und liegen herum, Baumstümpfe ragen wie Mahnmale empor. Da im Nationalpark normalerweise nicht in die Natur eingegriffen wird, bleibt dieser Anblick meist auch erst einmal so bestehen.

Den tiefsten Punkt der Wanderung passieren wir am Ortsteil Silberhütte, worauf der längste Aufstieg von etwa 1,2 km über eine Forststraße folgt. Danach macht der Panoramaweg seiner Bezeichnung alle Ehre und wir werden mit großartigen Aussichten belohnt. Die vielen Bänke an den Aussichtspunkten auf der “Schiefen Halbe” laden zu einer Rast ein. Im Anschluss geht es gemächlich hinab in den Ort, bis sich erneut schöne Ausblicke über die Häuser von Sankt Andreasberg vor uns auftun. Diesmal allerdings aus nächster Nähe, da der Weg hier ein Stück durch den Ort führt.

Über den Galgenberg bis zum Bergbauernhof und zurück zur Jordanshöhe

Weiter geht es hinauf auf den Galgenberg, dessen Name seine gruselige Vergangenheit verrät. Erneut bietet sich ein herrlicher Rundumblick auf die Umgebung. Auch auf dem weiteren schmalen Weg, der den Berg umrundet und wieder hinab in den Ort führt, bieten sich tolle Ausblicke. Danach folgt ein etwas unheimlicher Abschnitt durch einen Geisterwald aus braunen, ausgetrockneten Fichten, in dem kaum ein Laut mehr zu hören ist. Solche Anblicke machen mich immer betroffen. Gut zu wissen ist immerhin, dass das Baumsterben hier auch der Beginn eines neuen, gesunden Mischwaldes sein wird.

Auf einer kleinen Holzbrücke überqueren wir die Sperrlutter, einen Zufluss der Oder, und es geht ein kleines Stück steil bergauf. Durch einen Hochwald wandern wir bis zur Kurt-Reulecke-Hütte. Die Schutzhütte bietet sich für eine letzte kurze Pause an, bevor es zurück auf die Jordanshöhe geht. Auf gut zwei Kilometern folgt eine etwas langgezogene Steigung über die Sperrentaler Wiesen bis hinauf zum Bergbauernhof. Von hier aus können wir noch einmal herrliche Ausblicke auf Sankt Andreasberg genießen und die Kühe auf dem Hang beobachten, bevor wir kurz darauf wieder am Ausgangspunkt ankommen.

Ihr interessiert euch für weitere Wanderziele im Harz? Dann lest doch mal in meinen Bericht über den Fernwanderweg Harzer Hexenstieg rein. Ich bin ihn letzten Herbst gewandert und konnte dabei nicht nur die Vielfalt des Harzes entdecken, sondern habe auch so einiges erlebt!

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