Weitwandern mit Zelt auf dem Heidschnuckenweg: Etappe 7-13 von Soltau bis Celle

Der Schlosspark in Celle

2019 begann ich, die erste Hälfte des 223 km langen Heidschnuckenwegs in Tagesetappen zu wandern. Im Frühjahr dieses Jahres machte ich mich auf, die zweite Hälfte am Stück wandern – diesmal mit meinem Zelt im Gepäck. Hier erfahrt ihr mehr über meine ereignisreichen vier Wandertage in der Lüneburger Heide und außerdem hilfreiche Details zur Etappenplanung, wenn ihr auch mit dem Zelt unterwegs seid.

Denn: Das mit dem Campen ist auf dem Heidschnuckenweg gar nicht so einfach. Da die Heidedörfer teilweise wirklich sehr klein sind, gibt es nicht an jedem Etappenziel Campingplätze. Deshalb habe ich manchmal mehrere Etappen zusammengelegt. Wenn ihr kein Problem damit habt, um die 30 km am Tag zu wandern, funktioniert diese Planung auf der zweiten Streckenhälfte ganz gut.

Wildcamping ist übrigens keine Option! Mal abgesehen davon, dass das in ganz Deutschland verboten ist, befindet ihr euch hier fast durchgehend im Naturschutzgebiet. Um nicht nur auf Campingplätze angewiesen zu sein, könnt ihr unterwegs auch nett bei Privatpersonen oder auf den Bauernhöfen entlang des Wegs anfragen, ob ihr auf deren Grundstücken zelten dürft. Ein Mitwanderer, den ich traf, hat damit gute Erfahrungen gemacht. Eine weitere coole Übernachtungsmöglichkeit ohne Zelt, aber trotzdem im Schlafsack findet ihr bei Etappe 12.

Etappe 7: Soltau bis Wietzendorf, ca. 20 km

Fünf Monate sind vergangen, seit ich an einem kalten Wintertag hier in Soltau ankam und die letzte Etappe beendete (zum Bericht über Etappe 1-6). Inzwischen haben wir Ende Mai 2020 und ich habe endlich mal wieder meinen Rucksack geschultert. Diesmal allerdings nicht meinen Tagesrucksack, sondern einen größeren. Denn er beinhaltet nicht nur Verpflegung für den Tag, sondern auch mein Zelt, die Campingausrüstung und Kleidung für die nächsten Tage. Auf geht es zur zweiten Hälfte des Heidschnuckenwegs! Mein erstes Ziel heute: Wietzendorf.

Die Sonne strahlt, das Thermometer zeigt schon wieder knapp 30 Grad. Ich fühle mich in den letzten Sommer zurückversetzt, als ich die ersten Etappen wanderte. Mit dem Unterschied, dass die Natur gerade erst zum Frühling erwacht und die Heide jetzt im Mai noch nicht blüht. Die Etappe führt aus Soltau hinaus und überwiegend durch Wälder und an Feldern entlang. Dabei zeigt sich die ganze Pracht der Jahreszeit: Junges, frisches ebenso wie tiefes Grün auf den Waldwegen wechselt sich ab mit den endlos wirkenden, gelb bis blaugrün wogenden Feldern. Als Farbtupfer ab und zu mal eine rote Mohnblume am Wegesrand. Entlang sprudelnder Bäche, aber leider zwischendurch auch mehrere Kilometer am Rand einer gut befahrenen Straße geht es bis nach Wietzendorf.

Ein Hinweis an dieser Stelle zu meiner Unterkunft: Der Campingplatz “Auf dem Simpel” war eine Notlösung für diese Etappe, denn eigentlich bietet sich seine Lage für die Etappe davor von Bispingen nach Soltau an (der Platz liegt nahe des Heide-Parks ein paar Kilometer vor Soltau-Zentrum). Auf dem Weg nach Wietzendorf kommt ihr nach etwa 15 km am “Südseecamp” vorbei. Leider ist meine Reservierung dort jedoch kurzfristig geplatzt und aufgrund des ziemlich unprofessionellen und wenig kundenfreundlichen Verhaltens musste ich einen Tag vor meiner Wanderung umplanen und für die Übernachtung zurück nach Soltau fahren (um am nächsten Morgen erneut nach Wietzendorf zum Ausgangspunkt zu fahren).

Etappe 8, 9 & halb 10: Wietzendorf über Müden (Örtze) und Faßberg bis Oberoher Heide, ca. 30 km

Ein langer Tag auf dem Heidschnuckenweg: Nach meiner Fahrt vom Campingplatz bei Soltau zurück zum Ausgangspunkt starte ich vor dem Rathaus in Wietzendorf. Über ruhige Wald- und Feldwege geht es durch den Naturpark Südheide Richtung Müden an der Örtze. Die schönen Heideflächen auf dem Wietzer Berg rund um das Hermann-Löns-Denkmal bieten sich für eine Rast an. Die fällt bei mir allerdings heute kurz aus, denn der Trail ruft! 😉  Nach ca. 14 km erreiche ich Müden. Dieses idyllische Heidedorf lädt auch zu einem längeren Aufenthalt ein, man kann z. B. paddeln und Kanufahren auf der Örtze. Es gibt sogar an einigen Stellen einen richtigen Sandstrand. An der historischen Wassermühle mache ich Mittagspause.

Die neunte Etappe ist kurz: Von Müden bis nach Faßberg sind es nur ca. 7 km. Der Tag heute ist geprägt von Wasser, nach der sprudelnden Örtze wandere ich nun entlang des Heidesees. An heißen Tagen bieten sich hier zahlreiche Plätze entlang des Ufers an, an denen ihr picknicken oder die Füße ins Wasser halten könnt. Auf niedlichen, schmalen Pfaden geht es durch lichte Wäldchen bis nach Faßberg. Von Faßberg bis zum nächsten Etappenziel Oberoher Heide gibt es zwei Varianten, eine westlich (ca. 19 km) und eine östlich (ca. 12 km) verlaufende Streckenführung. Auf beiden Wegen kommt man an einem Campingplatz vorbei. Aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit durch Corona bei einem der beiden Plätze musste ich bei der Planung die kürzere, östliche verlaufende Variante wählen und erreiche somit nach weiteren ca. 10 km den Ferienpark Heidesee kurz vor der Oberoher Heide.

Etappe Rest von 10, 11 & 12: Oberoher Heide über Weesen bis Dehningshof, ca. 28 km

Die restlichen paar Kilometer auf der zehnten Etappe führen wieder über Heideflächen: entlang der Oberoher Heide. Danach geht es weiter auf der elften Etappe in Richtung Weesen. Nach dem morgens noch bewölkten Himmel kommt hier wieder die Sonne hervor und sofort wird es wieder heiß. Da kommt die Schutzhütte gerade richtig, um eine kleine Rast einzulegen – natürlich mit bestem Blick auf den umliegenden Wald. Über ausgedehnte Forstwege wandere ich im Anschluss weiter und erreiche Weesen.

Kurz nach Beginn der zwölften Etappe erwarten mich die nächsten Heideflächen: die Misselhorner Heide. Nicht nur die beeindruckenden Wolkenformationen am Himmel machen die Gegend hier bei meinem Besuch zu etwas Besonderem. Mir fällt einmal mehr auf, dass diese Landschaft einfach zu jeder Jahreszeit schön ist, auch wenn die Heide nicht blüht. Wie immer laden zahlreiche Bänke entlang des Wegs zum Rasten ein. Neben einigen anderen Wanderern sind hier heute nur ein paar Reiter und Radfahrer zwischen den weiten Heideflächen unterwegs. Danach geht es wieder tiefer in den Wald hinein für die letzten Kilometer bis nach Dehningshof. Da der Ort mitten im Wald eigentlich nur aus dem Hotel und Restaurant “Zur Alten Fuhrmanns-Schänke” besteht, findet sich hier kein Campingplatz. Dafür mein Highlight – das Heuhotel: Ein alter Schafstall, in dem ihr mit eurem Schlafsack im Heu übernachten könnt. Ein bisschen wie Ferien auf dem Bauernhof in der Kindheit, mir hat es sehr gut gefallen!

Etappe 13: Dehningshof bis Celle, ca. 28 km

Finaltag! Nach einer wunderbaren Nacht im Heu und einem ausgiebigen Frühstück mache ich mich hochmotiviert auf den Weg nach Celle. Mit der Severloher Heide passiere ich gleich zu Beginn die letzten Heideflächen auf dem Heidschnuckenweg und Bäume mit Geschichte: zwei uralte Buchen, die 1975 hier einen verheerenden Waldbrand überlebt haben. Über den Citronenberg geht es immer weiter durch den Wald. Die Strecke wird ein wenig eintönig, da die Forstwege hier schnurgeradeaus führen. Schon lange bevor ich den Motorflugplatz und das Segelfluggelände in Scheuen erreiche, sind die Flieger an diesem Sonntag über mir im Wald zu sehen und hören.

Im Celler Vorort Groß Hehlen zeigt sich erstmals wieder städtische Umgebung und mit ihr begegnen mir auch wieder vermehrt Menschen. Die letzten knapp zehn Kilometer bis ins Zentrum von Celle brechen an und das Ziel ist damit zum Greifen nahe. Diese Kilometer ziehen sich jedoch etwas hin. Über Feldwege und Asphaltstraßen, durch kurze Waldstücke und Wohngebiete geht es in die Stadt hinein. Die Allerwiesen bieten noch einmal eine schöne Abwechslung, sind bei dem guten Wetter heute allerdings auch ziemlich überlaufen. Kurz vor dem Ziel freue ich mich über eine Herde schottischer Hochlandrinder auf einer Weide – ich muss an die letzten Kilometer auf dem West Highland Way in Schottland denken.

Hinein in den Stadtverkehr wandere ich auf Fußwegen Richtung Altstadt, immer den letzten “H”-Hinweisen auf Straßenschildern und -laternen folgend. Und plötzlich liegt der Schlosspark vor mir, das Celler Schloss erhebt sich majestätisch im Hintergrund. Ein Anblick, der sich lohnt! Auch wenn gerade leider gebaut wird, so hat der Moment doch etwas ganz Besonderes, als ich schließlich vor dem Schloss stehe. Angekommen am Ziel. Mein Heidschnuckenweg zählt insgesamt 215 km und führte mich über ein Dreivierteljahr hinweg durch alle Jahreszeiten der Lüneburger Heide. Angefangen im Sommer zur Heideblüte, durch die ersten bunten Farben des Herbstes hinein in den Winter mit seinem frostigen Charme. Die letzten vier Tage bescherten sommerliche Temperaturen, frühlingshaft erblühende Felder und allmählich grün sprießende Heideflächen. Die Lüneburger Heide ist eine Gegend, die es sich definitiv zu entdecken lohnt – und zwar zu jeder Jahreszeit!

Impressionen der ersten Etappen und Tipps für Tageswanderungen in der Lüneburger Heide findet ihr in Teil 1:

Wenn ihr am liebsten selbst gleich loswandern möchtet und noch mehr Infos über den Heidschnuckenweg wollt, lest doch auch mal hier rein:

Und wer noch mehr lesen mag, findet hier auch noch meinem Gastbeitrag über den Heidschnuckenweg auf couchflucht.de.

4 Gedanken zu „Weitwandern mit Zelt auf dem Heidschnuckenweg: Etappe 7-13 von Soltau bis Celle“

  1. Das habe ich gerade mit Interesse gelesen. Aktuell bin ich noch auf den ersten Etappen unterwegs, habe aber schon gesehen, das es hinter Müden etwas schwieriger wird mit der Logistik und mir deshalb überlegt das Zelt einzupacken. Danke für den informativen Beitrag!
    Viele Grüße
    Karen

    1. Hallo Karen,
      vielen Dank! Es freut mich, dass dir der Beitrag geholfen hat. Da ich selbst einige Zeit in die Planung stecken musste, als ich die logistischen Herausforderungen bemerkte, wollte ich meine Erfahrungen gern weitergeben. Ich wünsche dir noch viel Freude auf dem weiteren Weg und gutes Gelingen mit deiner Etappenplanung! Falls du konkrete Fragen hast, schreib mir gerne.
      Liebe Grüße
      Anika

  2. Hey Anika

    danke erstmal für deinen tollen und ausführlichen Bericht!
    Ich bin am überlegen Mitte Oktober die Route zu laufen. Dabei hab ich versucht einen ungefähren Preis für das Heuhotel zu finden. Hast du da eine ungefähre Zahl? Muss ich die Unterkünfte vorab buchen oder reicht es an dem Tag spontan aufzuschlagen?

    Liebe Grüße
    Katrin

    1. Liebe Katrin,
      erst einmal großes Sorry für die späte Antwort, leider habe ich deinen netten Kommentar gerade erst gesehen. Freut mich sehr zu hören, dass dir der Bericht gefallen hat! Falls es noch nicht zu spät sein sollte: Der Preis für das Heuhotel lag im letzten Jahr bei ca. 20€ inklusive Frühstück. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, vorher zu reservieren oder zumindest anzufragen, da meines Wissens das Heuhotel (sowie auch das Hotel) gar nicht immer geöffnet ist. Gerade letztes Wochenende habe ich von Freunden gehört, die dort entlangkamen, dass der Betrieb wohl geschlossen war.

      Wenn du deine Tour schon gemacht hast, hoffe ich, dass du eine tolle Zeit hattest. Ansonsten kann ich die Gegend zum Wandern wirklich nur empfehlen und wünsche dir noch eine schöne Tour bei nächster Gelegenheit.

      Liebe Grüße
      Anika

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