Fernwandern in Norddeutschland, beginnend in einer Großstadt wie Hamburg? Das geht: Im Hamburger Süden startet der Heidschnuckenweg. Unter dem Motto “Wandern, wo die Schnucke grast” führt die Strecke auf insgesamt 223 km vom Stadtteil Fischbek durch die Lüneburger Heide bis in die Residenzstadt Celle.
Der noch junge Fernwanderweg, der erst 2012 eingeweiht wurde, verbindet die schönsten Heideflächen der Lüneburger Heide und führt insgesamt durch über 30 kleine und größere Heideflächen der Nord- und Südheide. Außerdem geht es durch teilweise dichte Wälder, zwischen Feldern und Bauernhöfen entlang, vorbei an Flüssen, Seen und Mooren und durch idyllische kleine Heidedörfer. Das Hamburger Stadtgebiet verlässt man bereits auf der ersten Etappe nach einigen Kilometern, fortan wandert man durch Niedersachsen und folgt den Spuren der Heidschnucken – einer kleinen, regional gezüchteten Schafrasse, die bis heute das Bild der Heidelandschaften prägt.
Einer der schönsten Wanderwege Deutschlands
Der Heidschnuckenweg wurde vom Deutschen Wanderverband bereits als “Qualitätsweg Wanderbares Deutschland” zertifiziert und zählt zu den “Top Trails of Germany”. Beliebt ist er vor allem zur Zeit der Heideblüte im August und September, wenn die Besen- und Glockenheide die Landschaft flächendeckend in ein intensives Lila taucht. Doch die außergewöhnlichen Heidelandschaften bieten zu jeder Jahreszeit sehr unterschiedliche Eindrücke und ganz besondere Wandererlebnisse. Der Fernwanderweg ist ganzjährig gut begehbar, hat nur wenige, mäßige Steigungen und kann auch in Teilabschnitten gewandert werden. Ideal also auch für Einsteiger und Genusswanderer.
Im letzten Sommer habe ich begonnen, den Heidschnuckenweg etappenweise von Hamburg aus mit Tagesausflügen an meinen freien Wochenenden zu bewandern. Ich startete Mitte August zur vollen Blütezeit und wanderte bis in den Herbst hinein. Mit meiner Ankunft in Soltau schloss ich die erste Hälfte des Wegs im Winter an einem der letzten Tage des Jahres ab. Ziemlich genau fünf Monate später machte ich mich Ende Mai wieder auf den Weg, um die zweite Hälfte zu wandern, diesmal in vier Tagen am Stück und mit meinem Zelt im Gepäck. Das waren für mich 215 km, alle vier Jahreszeiten auf dem Trail, unzählige landschaftliche Eindrücke und tierische Begegnungen.
Der Heidschnuckenweg in 13 offiziellen Etappen
- Etappe 1: Hamburg-Fischbek bis Buchholz in der Nordheide, ca. 26 km
- Etappe 2: Buchholz in der Nordheide bis Handeloh, ca. 15 km
- Etappe 3: Handeloh bis Undeloh, ca. 17 km
- Etappe 4: Undeloh bis Niederhaverbeck, ca. 14 km
- Etappe 5: Niederhaverbeck bis Bispingen, ca. 17 km
Variante Etappe 5: über Schneverdingen bis Bispingen, ca. 26 km - Etappe 6: Bispingen bis Soltau, ca. 23 km
- Etappe 7: Soltau bis Wietzendorf, ca. 18 km
- Etappe 8: Wietzendorf bis Müden an der Örtze, ca. 14 km
- Etappe 9: Müden an der Örtze bis Faßberg, ca. 7 km
Variante Etappe 9: Müden über Hermannsburg bis Weesen, ca. 12 km (Abkürzung durch Überspringen der Etappen 10 und 11) - Etappe 10: Faßberg bis Oberoher Heide, ca. 19 km
Variante Etappe 10: kürzerer Weg bis Oberoher Heide, ca. 12 km - Etappe 11: Oberoher Heide bis Weesen, ca. 12 km
- Etappe 12: Weesen bis Dehningshof, ca. 13 km
- Etappe 13: Dehningshof bis Celle, ca. 27 km
Informationen zu den einzelnen Etappen findet ihr auf der offiziellen Website oder, sehr ausführlich beschrieben, im „Outdoor“ Wanderführer (siehe unten).
Planung der Wanderung und Unterkünfte entlang des Heidschnuckenwegs
Wenn ihr den Heidschnuckenweg am Stück wandern möchtet, könnt ihr die Strecke individuell für euch planen. Wie ihr seht, sind die Etappen bis auf die erste und letzte mit durchschnittlich um die 15 km als entspannte Tagesetappen nutzbar oder für ambitionierte Wanderer auch gut kombinierbar, sodass ihr Strecken von um die 30 km am Tag erhaltet. Je nachdem, wieviel ihr also täglich wandern wollt, welche Wegführung ihr wählt und ob ihr evtl. Pausentage oder andere Unternehmungen einbaut, seid ihr zwischen sieben und 14 Tagen unterwegs. Ich kam auf 215 km an insgesamt neun Tagen.
An fast allen Etappenzielen findet ihr Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Bei den teilweise wirklich kleinen Heidedörfern ist die Auswahl allerdings manchmal klein und wenn ihr wie ich mit dem Zelt loszieht, müsst ihr noch etwas anders planen. Möglicherweise müsst ihr ab und zu auch mal eine Jugendherberge, Pension oder ein Privatzimmer nehmen. Ich kann aus eigener Erfahrung nur von der zweiten Weghälfte (Soltau bis Celle) berichten – hier war es nicht so einfach, genügend Campingplätze zu finden. Wichtig: Wildzelten ist keine Option, denn das ist in Deutschland nicht nur generell verboten, sondern ganz besonders im Naturschutzgebiet ein No-Go.
Durch eine Aufteilung von ca. 20 km an Tag eins (mit Anreise nach Soltau) und Strecken von um die 30 km an den Tagen zwei, drei und vier hat es bei mir funktioniert. Die letzte Nacht verbrachte ich zwar nicht im Zelt, dafür fand ich eine sehr schöne Alternative: einen zum “Heuhotel” umfunktionierten alten Schafstall, in dem man mit dem Schlafsack im Heu nächtigen konnte. Wer also nicht gerade eine Gräserallergie hat, sollte das auf jeden Fall ausprobieren! Ein ganz besonderes Erlebnis, das mich an Kindheitstage erinnerte. 😃 Genaueres zu meinen Unterkünften lest ihr hier demnächst auch in dem Bericht über meine Wanderung auf den Etappen 7-13.
Wandern von Einzeletappen: Anbindung an das Verkehrsnetz beachten
Für alle, die den Heidschnuckenweg nicht am Stück, sondern in einzelnen Etappen wandern möchten, sei an dieser Stelle auch auf öffentliche Verkehrsmittel am Weg hingewiesen: Eine direkte Anbindung an das Schienennetz der Deutschen Bahn besteht nur in Hamburg-Fischbek (S-Bahn, 30 Min. vom Hamburger Hauptbahnhof), Buchholz, Handeloh, Soltau und Celle. Ansonsten könnt ihr auf Linienbusse zurückgreifen, die aber manchmal nur alle paar Stunden fahren und häufig ab nachmittags gar nicht mehr, was es schwierig macht, dort abends wegzukommen. In der Saison fährt zusätzlich der Heide-Shuttle, der Ausflüglern kostenlose Verbindungen zwischen vielen der Heidedörfern bis Höhe Soltau anbietet. Eine gute Alternative, um zumindest bis zum nächsten Bahnhof zu kommen, allerdings geht die Saison in der Regel nur von Mitte Juli bis Mitte Oktober. Ihr solltet die An- und Rückreise also unbedingt planen und euch vorher nach den Zeiten erkundigen.
Hilfreiche Links:
- Hamburger Verkehrsverbund: Hier könnt ihr für die ersten Etappen eine individuelle Verbindung von bzw. zu eurem Start- und Zielpunkt abfragen (auch außerhalb von Hamburg), zur Saison wird der Heide-Shuttle mit aufgeführt.
- Verkehrsgemeinschaft Heidekreis: Die Fahrpläne von allen einzelnen Bus- und Bahnlinien in der Übersicht.
- Heide-Shuttle: Hier findet ihr mehr Infos, eine Übersichtskarte mit allen Linien und Fahrpläne für 2020.
Wenn ihr den Heidschnuckenweg selbst wandern möchtet, kann ich euch diesen Wanderführer empfehlen. Hier werden alle einzelnen Etappen samt der Varianten ausführlich beschrieben, außerdem findet ihr Hinweise zu Einkehrmöglichkeiten und Unterkünften.