Wanderung zu Hamburgs höchstem Gipfel: Auf dem Hasselbrack

Hasselbrack

Hamburg und Gipfel? Zugegeben, Bergerfahrung benötigt man nicht, um den Hasselbrack mit seinen 116 Metern zu “erklimmen”. Ein wenig Steigung erwartet euch aber schon auf dem Weg zum höchsten Punkt der Hansestadt. Und vor allem: herrliche Ruhe und eine wunderbar idyllische Wandertour durch tiefe Wälder.

Habt ihr schon mal von den “16 Summits” gehört? Ich bin neulich durch den „Frei raus„-Podcast darauf aufmerksam geworden. Inspiriert von den “7 Summits“, den jeweils höchsten Bergen der sieben Kontinente, gibt es eine Liste mit den höchsten Bergen der 16 deutschen Bundesländer. Wobei der Begriff “Erhebungen” es besser trifft, denn natürlich handelt es sich nicht in allen Fällen wirklich um Berge. So findet man auf dieser Liste nicht nur wie zu erwarten die Zugspitze (Bayern), den Feldberg (Baden-Württemberg) oder den Fichtelberg (Sachsen).

Auch im sonst ziemlich flachen Hamburg gibt es mit den Harburger Bergen einen richtigen Höhenzug, dessen Ausläufer aus dem angrenzenden Niedersachsen bis in den Süden der Hansestadt reichen. Der Hasselbrack befindet sich direkt an der niedersächsischen Grenze in den Schwarzen Bergen, einem Teil der Harburger Berge, und ist mit 116,2 m über NN die höchste natürliche Erhebung Hamburgs. Damit bildet er noch nicht einmal das Schlusslicht der “16 Summits”: Diese Höhe wird von Bremen noch unterboten, denn die höchste Erhebung der Stadt bringt es gerade einmal auf 32,5 m.

Rundwanderung zum Hasselbrack ab Rosengarten oder dem Wildpark Schwarze Berge

Der Hasselbrack ist wunderschön gelegen und bietet einen tollen Anlass für eine Wanderung – ideal für Hamburger:innen, die dem pulsierenden Großstadtleben zwischendurch mal entfliehen und die Natur genießen möchten. Da keine Straßen in der direkten Umgebung vorbeiführen, ist der “Berg” nur über Waldwege und Pfade zu erreichen. Dabei ist ganz abenteuerlich auch etwas Orientierungssinn gefragt, denn den Hasselbrack muss man suchen: Die Region beheimatet seltene Vogelarten und steht unter Naturschutz, deshalb finden sich hier keinerlei Wegweiser. Mit GPS-Navigation der gängigen Wander-Apps oder ganz klassisch einer Karte und Kompass könnt ihr den Weg aber einfach finden.

Aus Hamburg kommend, habt ihr verschiedene Möglichkeiten. In allen Fällen bietet sich eine Rundtour an. Je nach gewünschter Länge könnt ihr zum Beispiel in Rosengarten, am Wildpark Schwarze Berge oder in der Fischbeker Heide starten. Die kürzeste Strecke ergibt sich, wenn ihr den Ort Rosengarten-Alvesen im Osten als Ausgangspunkt nehmt. Je nach Wegführung erreicht ihr 6-10 km für eine entspannte, etwa zweistündige Wanderung. Es gibt dort Wanderparkplätze, für die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln einfach beim HVV oder hier informieren. Wer einen Tagesausflug machen möchte, kann die Wanderung auch mit einem Besuch im Wildpark Schwarze Berge oder dem Freilichtmuseum Kiekeberg verbinden.

Der Anfang des Heidschnuckenwegs in Fischbek
Der Heidschnuckenweg: immer dem "H" folgen
Fischbeker Heide
Blick über die Fischbeker Heide

Meine Empfehlung: Start- und Endpunkt Fischbeker Heide

Ich habe für meine Wanderung die Fischbeker Heide als Ausgangspunkt genommen und kann diese Route jedem nur empfehlen, der nichts gegen ein paar Kilometer mehr einzuwenden hat. Die Landschaft auf der Tour wird dadurch abwechslungsreicher und die Heideflächen sind nicht nur zur Blütezeit im August und September sehr sehenswert (wenn sie in intensivem Lila blühen), sondern das ganze Jahr über. Die Rundtour beträgt je nach eurer Anreise etwa 20-22 km. Euer Auto könnt ihr auf den Wanderparkplätzen direkt am Fischbektal abstellen, die S-Bahnhöfe Neugraben und Fischbek sind beide etwa 2 km entfernt.

Als Start- und Endpunkt eignet sich der (schon ab der S-Bahn Fischbek ausgeschilderte) Start des Heidschnuckenwegs. Dieser ist mit einem Stein und einem großen Schild gekennzeichnet, ihr folgt zunächst den “H”-Markierungen auf Schildern und Bäumen. Der Weg ist sehr schön, führt aber auch permanent auf und ab. Wer sich dies auf den ersten Kilometern lieber sparen möchte, kann auch direkt den größeren Hauptwegen des Fischbektals folgen, die vom linken Parkplatz aus fast parallel verlaufen, und biegt nach etwa 2 km ebener Strecke am Teich im Fischbektal in den Wald ab (statt nach hügeligen ca. 6 km).

Forst Rosengarten in den Harburger Bergen
Im Staatsforst Rosengarten
Moisburger Grenzstein an der Grenze zwischen Hamburg und Niedersachsen
Der Moisburger Grenzstein
Wanderung in den Harburger Bergen
Auf und ab durch die Harburger Berge

Geschichtsträchtige Grenzsteine und überraschende Steigungen

Der nächste signifikante Wegpunkt auf dieser Route ist nach einigen Kilometern durch den Wald der Moisburger Grenzstein, einer von zahlreichen Grenzsteinen aus dem Jahr 1750 im heutigen Regionalpark Rosengarten. Diese Steine markierten damals die Forstgrenze zwischen Sieversen und Neugraben. Der Moisburger Grenzstein zählt zu den auffälligsten, die heute noch stehen. Ursprünglich als Grenzmarkierung zwischen den Ämtern Harburg und Moisburg gesetzt, kennzeichnet er mittlerweile die Landesgrenze zwischen Hamburg und Niedersachsen.

Weiter geht es durch idyllische Waldstücke mit beeindruckend hohen Fichten. Die Harburger Berge halten dabei teilweise überraschende Steigungen bereit, auf den einen oder anderen steilen Anstieg solltet ihr euch also gefasst machen. Auf dem Foto unten seht ihr übrigens meine Wanderstöcke – die braucht ihr natürlich eigentlich nicht, ich hatte sie nur zum Testen dabei, da sie neu waren. Auch wenn Hamburgs Steigungen nicht ganz an den Harz oder gar Schottland herankommen, waren die Stöcke gerade bei den An- und Abstiegen tatsächlich hilfreich. Noch ein Hinweis: ein Teil dieses Abschnitts verläuft über Mountainbike-Trails und bei gutem Wetter sind hier viele Fahrer mit ordentlichem Tempo unterwegs. Also achtsam sein und keine Musik auf die Ohren, sonst überhört ihr sie womöglich. Es ist ja sowieso viel schöner, beim Wandern dem Vogelgezwitscher zu lauschen. 😉

Rast auf dem Gipfel – und natürlich ein Eintrag ins Gipfelbuch

Der steilste Anstieg der Tour führt euch nach etwa 10 km hinauf zum Paul-Roth-Stein, einem fast zwei Meter hohen Granitfindling. Kurz darauf erreicht ihr nach ungefähr 12 km Strecke schließlich den Hasselbrack und seid damit gerade wieder im Hamburger Gebiet. Das Gipfelkreuz aus Holz, das bis 2013 hier stand, gibt es heute nicht mehr, dafür einen Gipfelstein. Weite Ausblicke sind hier oben nicht zu erwarten, denn der höchste Punkt von Hamburg liegt mitten im Wald. Es ist jedoch ein schönes Plätzchen, das zu einer kurzen Rast einlädt. Und nicht vergessen, euch in das Gipfelbuch einzutragen! Die flache Blechkiste auf dem Boden rechts neben dem Stein ist leicht zu übersehen. Es lohnt sich jedoch, in dem Büchlein zu stöbern.

Während man bei entsprechendem Wetter auf dem Hasselbrack gerne Spaziergänger und Mountainbiker trifft, wird es direkt dahinter schon wieder sehr ruhig und einsam. Der Rest der Route führt weiter durch wunderschöne Waldgebiete, bis ihr schließlich wieder die Heideflächen der Fischbeker Heide erreicht. Tipp für einen schönen Abschluss: Wählt eure Route so, dass ihr am Ende am Segelflugplatz vorbeikommt. Bei gutem Wetter kann man hier am Wochenende die Segelflieger beobachten. Dann unbedingt auf die Absperrungen achten, damit ihr ihnen auf den Landebahnen nicht in die Quere kommt. Der Segelflugclub Fischbek bietet übrigens auch Gastflüge an – wenn ihr mitfliegen wollt, einfach die Segelflieger vor Ort ansprechen.

Oben angekommen: der höchste Punkt
Das Gipfelbuch auf dem Hasselbrack
Ein Eintrag im Gipfelbuch darf nicht fehlen
Rast auf dem "Gipfel"

Fazit: Natur pur im Hamburger Süden

Egal, für welche Variante ihr euch entscheidet, eine Wanderung zum Hasselbrack durch die idyllische Umgebung lohnt sich in jedem Fall. Gerade als Hamburger:in hat man es im Vergleich zu anderen Bundesländern leicht, den höchsten Gipfel zu “besteigen” und hat auch eine verhältnismäßig kurze Anreise. Warum also nicht den nächsten Sonntagsausflug dorthin verlegen oder vielleicht sogar den Urlaub vor der Haustür verbringen und die eigene Stadt ein bisschen besser kennenlernen? 😃

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