Ihr seid in Sankt Andreasberg oder Braunlage im Harz zu Besuch und auf der Suche nach schönen Wanderrouten in der Umgebung? Hier geht es weiter mit zwei Empfehlungen für lohnende Ausflüge: auf den Wurmberg und zum Oderteich. Mehr über Stempelstellen der Harzer Wandernadel bei Sankt Andreasberg und die Hahnenkleeklippen lest ihr in Teil 1.
Auf dem Wurmberg: unterwegs auf Niedersachsens höchstem Berg
Ein Wanderung auf dem Wurmberg in Braunlage ist eigentlich Pflicht, wenn man in der Gegend zu Besuch ist. Mit einer Höhe von 971,2 m ü. NHN ist er der höchste Gipfel in Niedersachsen und der zweithöchste im Harz – nach dem Brocken, der zwar nur ein paar Kilometer entfernt ist, aber zu Sachsen-Anhalt gehört. Ein weiterer Gipfel übrigens in meiner 16 Summits-Sammlung 😉 (mehr dazu lest ihr in diesem Bericht über den Hasselbrack). Von der Spitze des Wurmbergs habt ihr bei gutem Wetter eine tolle Sicht auf den Nachbarberg mit seinem Funkturm und auf die Wälder ringsum.
Dank der tollen Ausblicke lohnt sich ein Besuch auf dem Gipfel natürlich. Man kann dort oben allerdings noch so einiges anderes machen. Auf einem Berggipfel vielleicht etwas unerwartet, findet man hier auch einen See (einen Speichersee, der im Winter zur Beschneiung der Skipisten dient), eine Wassererlebniswelt für Kinder, Spielplätze, die Wurmberg-Alm (mit Stempelstelle 156) und einen Aussichtsturm. Für mich persönlich viel zu viel, denn es mutet eher wie ein Freizeitpark an. Aber das ist wohl Geschmackssache und eigentlich geht es ja auch vor allem um den Weg hinauf bzw. wieder hinunter.
Flexible Routenwahl bergauf oder bergab, mit oder ohne Seilbahnfahrt
Es führen mehrere offizielle Wanderrouten unterschiedlicher Länge auf und über den Berg. Wer den Wurmberg ganz klassisch erklimmen möchte, kann am Parkplatz der Talstation der Seilbahn starten und die 12,5 km bis zum Gipfel wandern (zur Wegbeschreibung). Durch die Seilbahn seid ihr sehr flexibel, denn es gibt noch eine Mittelstation und natürlich die Bergstation. Ihr könnt die Strecke also auch halbieren oder aber von oben wieder hinunter wandern. Hier ist man im Naturschutzgebiet Wurmberg unterwegs, teilweise wandert man auch durch den Nationalpark Harz. An einigen Stellen kann man die Folgen des Klimawandels und Borkenkäferbefalls leider auch hier deutlich sehen.
Entlang der Bode zu wildromantischen Wasserfällen
Sehr empfehlenswert finde ich die Strecke entlang der Bodewasserfälle zwischen Mittel- und Talstation. Die Wanderung kann individuell in beide Richtungen und von allen Seilbahnstationen aus gestartet werden (von der Mittelstation bis ins Tal sind es um die 5 km). Vorbei am Gasthaus Rodelhaus (dort befindet sich übrigens eine Sonderstempelstelle) geht es am Oberlauf der Warmen Bode entlang. Auf ursprünglichen Waldwegen wandert ihr immer am sprudelnden Flusslauf entlang durch die wildromantische Bergwelt des Harzes. Mit dem Oberen und Unteren Bodefall bieten sich zwei beeindruckende Naturschauspiele, an denen sich eine Rast lohnt. Ich hätte noch stundenlang das rauschende Wasser beobachten können, das sich hier in mehreren Kaskaden die Felsen hinunterstürzt!
Rundweg um den Oderteich: schöner Stausee mit Bergbaugeschichte
Weiter geht es zu unserem nächsten Ziel: Zwischen Sankt Andreasberg und Braunlage liegt der Oderteich, die älteste Talsperre Deutschlands und heute eines der beliebtesten Ausflugsziele im Harz. Der Stausee wurde im 18. Jahrhundert als Wasserspeicher zur Versorgung der Bergwerke in der Umgebung errichtet. Lange Zeit war der Oderteich auch Deutschlands größte Talsperre, heute gehört die Anlage zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf zahlreichen Infotafeln entlang des Sees und der Staumauer kann man beim Wandern Interessantes über die historische Bedeutung und ehemalige Funktion des Oderteichs erfahren.
Vom Parkplatz am Oderteich lädt ein 4,5 km langer Rundweg zum Entdecken ein. Im Sommer kann man an ausgewiesenen Stellen auch baden. Die Wanderung ist einfach und hat keine besonderen Steigungen, führt allerdings über einige schmale Holzbohlenstege und Wurzelpfade, die vor allem bei nassem Wetter sehr rutschig sein können. Wanderschuhe sind also zu empfehlen. Am Ostufer des Sees führt übrigens der Harzer Hexenstieg entlang. Und eine Stempelstelle gibt es ebenfalls: Die Nummer 217 “Sonnenkappe Oderteich” befindet sich direkt am Rundweg.
Durch alten und neuen Wald über Bohlenstege und Wurzelpfade
Ein Großteil des Weges führt durch Wald, sodass man nicht durchgehend am See entlang geht. Dieser Wald ist allerdings besonders, denn hier stehen einige der ältesten Fichten des Nationalparks Harz: die Ur- und Bergfichten hier sind teilweise über 300 Jahre alt. Die neu entstehende Wildnis kann man hier mit all ihren Facetten sehen: neben den vielen abgestorbenen Baumstämmen wachsen zahlreiche neue Fichten nach, denen die vermodernden Reste als Nährstoffe dienen – Boten für eine neue Waldgeneration. Wegtechnisch besonders abwechslungsreich sind die Moorbereiche, durch die die angelegten Bohlenstege führen, und die Wurzelpfade, die zu einer kleinen Kletterpartie einladen.
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