Tiefe Wälder und steile Schluchten, Wasserfälle und Berge, Dampfloks und Tropfsteinhöhlen: Dieser Fernwanderweg durch den Harz könnte kaum vielseitiger sein. Letzten Herbst begann ich meine viertägige, sehr ereignisreiche Wanderung auf dem Harzer Hexenstieg in Osterode.
Anfang Oktober 2019 war es wieder soweit, meinen Rucksack zu packen. Diesmal ging es in den schönen Harz, Heimat von Sagen und Legenden. Ich hatte beschlossen, erstmals alleine loszuziehen und ganz für mich für mehrere Tage wandern zu gehen. Mein Ziel war zunächst Osterode, denn hier beginnt der knapp 100 km lange Harzer Hexenstieg. Der Wanderweg kann auch in die andere Richtung, beginnend in Thale, gegangen werden. Ich kann euch aber diese Variante von West nach Ost empfehlen, da ihr dann das Bodetal am Ende erreicht – für mich der schönste Streckenabschnitt.
Ein Start mit Hindernissen
Nach einer wetterbedingten Umplanung durch ein Sturmtief hatte ich das Glück, trotz diverser Verspätungen und ausgefallener Züge durch die letzten Sturmausläufer abends in Osterode anzukommen, sodass ich am nächsten Morgen starten konnte. Leider regnete es wie die letzten Tage bereits stark, als ich die paar hundert Meter bis zum offiziellen Startpunkt ging. Aber dank Regenkleidung und wetterfester Ausrüstung machte mir das nicht viel aus. Mehr Sorge als der Regen machte mir das Grummeln im Rücken, als ich Osterode hinter mir ließ und immer höher und tiefer in den Wald hinein wanderte.
Das Wetter führte dazu, dass an diesem Tag kaum jemand unterwegs war. Ich traf den ganzen Tag über ganze drei Wanderer auf dem Weg. Bereits nach wenigen Kilometern waren die ersten Umleitungen ausgeschildert, da der Weg zu dem Zeitpunkt an mehreren Stellen gesperrt war. Wo die Umleitungen endeten, war jedoch nicht mehr ausgeschildert und so ging ich erst einmal falsch. Gemeinsam mit einer anderen Wanderin, die ebenfalls alleine unterwegs und hier auch etwas verloren war, fand ich aber recht schnell zurück auf den eigentlichen Weg. Die nächsten Kilometer, fast bis zum ersten offiziellen Etappenende am Entensumpf, wanderten wir gemeinsam.
Jede Art von Wetter an einem Tag
Gleich zu Beginn des Hexenstiegs sind ordentlich Höhenmeter zu bewältigen, sodass wir öfter (zum Teil auch steil) bergauf klettern mussten – was vermutlich aber auch an den Umleitungen lag. Durch den starken Regen konnten wir nur wenige Meter weit sehen und in der Ferne hörten wir immer wieder Grummeln am Himmel. Als wir bereits relativ hoch wanderten, blitzte es plötzlich direkt vor uns und donnerte gleich im Anschluss ziemlich laut. Gar nicht so angenehm, wenn man mitten im Wald unterwegs ist. Auf dem gesamten Weg gibt es immer wieder Schutzhütten, an diesem Punkt war davon jedoch weit und breit keine in der Nähe. Also wanderten wir rasch weiter und glücklicherweise verzog sich das Gewitter auch wieder.
Nachmittags hörte es auf zu regnen und zwischendurch zeigte sich sogar die Sonne mal. Der Wind, der noch einen Tag zuvor Orkanstärke hatte, war nun nicht mehr der Rede wert. Ich wanderte den nächsten Abschnitt bis nach Altenau wieder alleine. Die Gegend ist geprägt durch das Oberharzer Wasserregal, das früher zur Energiegewinnung in den Erzbergwerken diente. Neben zahlreichen Teichen, wie die Stauseen aus der Bergbauzeit hier heißen, ist die Landschaft durchzogen von oberirdischen Gräben und unterirdischen Wasserläufen. Durch die kleinen Umwege und gesperrten Abschnitte waren am Abend statt 25 km dann 28 km auf meiner Uhr (zur Route auf Komoot) und ich war nach fast acht Stunden Wandern ganz froh, an der Abzweigung zu meinem Tagesziel Altenau anzukommen.
- Strecke: ca. 28 km | Niedrigster Punkt: 230 m, höchster Punkt: 620 m (Klick, um zur Route auf Komoot zu gelangen)
- Start: Der offizielle Startpunkt des Hexenstiegs befindet sich an einem Pavillon auf dem Parkplatz “Bleichestelle”, den ihr aus dem Zentrum (oder vom Bahnhof) von Osterode problemlos zu Fuß erreicht.
- Tipp: Ganz am Anfang des Wegs kommt ihr an einer Bank mit einer Holzfigur vorbei, siehe unten. Zum Rasten eignet sich der Bärenbrucher Teich, der bei schönem Wetter sicher noch viel netter aussieht. Ansonsten gibt’s dort auch eine Schutzhütte.
- Verpflegung: Wenn ihr nicht vom Weg abzweigen wollt, gibt es keine direkten Einkehrmöglichkeiten auf diesem Abschnitt – mir hat mein Tagesproviant (Brötchen und Müsliriegel) gereicht. In Altenau gibt es verschiedene Restaurants.
- Unterkunft: Die Pension B&B Orchidee in Altenau kann ich sehr empfehlen. Die Inhaberin war super nett und Hund Zoë total lieb, die Räume gemütlich (stellt euch vor, ihr kommt patschnass in die große Stube und es brennt schon ein Feuer im Kamin) und das Frühstück überragend (ganz für mich alleine, da ich der einzige Gast war).
Hier geht’s weiter mit den folgenden Etappen:
- Tag 2 von Altenau nach Königshütte
- Tag 3 von Königshütte nach Altenbrak
- Tag 4 von Altenbrak nach Thale
Ihr möchtet den Hexenstieg selbst wandern? Dann lest doch mal hier rein:
Harzer Hexenstieg: Auf den Spuren von Mythen und Fabelwesen