Wandern auf dem Hexenstieg: Tag 3 von Königshütte nach Altenbrak

Blick auf Rübeland im Harz

Grandiose Ausblicke, herbstliche Wandermomente und außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten: Diese Etappe meiner Wanderung auf dem Harzer Hexenstieg hatte viel zu bieten. Nach einem Besuch der Rübeländer Tropfsteinhöhle ging es über die Hängeseilbrücke Titan RT.

Der Morgen meines dritten Tages startete an dem Punkt, an dem die Kalte und die Warme Bode ineinanderfließen. Hier teilt sich der Hexenstieg in die Nord- und die Südroute über Hasselfelde, ich folgte der Hauptroute gen Norden Richtung Rübeland. Nach einem kurzen, sehr steilen Aufstieg erreichte ich die Ruine der Königsburg aus dem 14. Jahrhundert. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick auf Königshütte und die umgebenden Wälder, mit Glück sogar bis zum Brocken.

An der Bode entlang ging es weiter bis zur Talsperre und der Trogfurther Brücke, die einst Teil einer wichtigen Handelsstraße von Italien über den Harz nach Skandinavien war. Auf diesem Abschnitt leuchteten die herbstlich bunten Bäume besonders weit sichtbar. Hinter der Brücke führte der Weg die restlichen Kilometer bis nach Rübeland wieder durch Wald. Offenbar war auch hier ein Teil des Streckenabschnitts gesperrt, wie ich später herausfand, trotz allem aber problemlos begehbar. Vermutlich hatte ich Glück, denn heute war Feiertag und niemand arbeitete – den herumstehenden Gerätschaften nach wurden hier gerade großflächig Bäume gefällt.

Rübeland: Bester Ausblick der Wanderung und beeindruckende Tropfsteine

Nach einer etwas unheimlichen Begegnung mit einem sonderbaren Mann mitten im Wald (ich frage mich bis heute, was der da wohl gemacht hat) freute ich mich, den nächsten Ort zwischen den Bäumen zu erspähen. Kurz vor dem Abstieg hinunter könnt ihr einen kleinen Abstecher zum Aussichtspavillon Hoher Kleef machen, wo sich auch eine Stempelstelle befindet. Der Panoramablick lohnt sich absolut! Man schaut auf den Höhlenort Rübeland und die umliegenden Hänge und Wälder. Der Herbst präsentierte sich an diesem Oktobertag in seiner überwältigenden Farbenpracht und in der Ferne zeigte sich sogar der Brocken. Der wohl schönste Blick auf dieser Wanderung.

Rübeland ist für seine zwei Tropfsteinhöhlen bekannt, die zu den ältesten in Deutschland gehören. Ich kann euch wärmstens empfehlen, eine davon zu besichtigen und in die spannende Untertagewelt einzutauchen. Ich nahm an einer etwa einstündigen Führung durch die Hermannshöhle teil. Mit einem gut gelaunten “Glück auf!” startete der Rundgang, der zahlreiche Stufen auf und ab durch die tiefen Schluchten der Flusshöhle führte und beeindruckende Tropfsteine preisgab. In einigen der Formationen waren sogar noch Bärenknochen zu erkennen, die hier in vergangenen Zeiten überwintert hatten. Neben der einzigartigen Kristallkammer mit jahrtausendealten, funkelnden Kristallen gab es einen See, in dem Grottenolme leben. Die seltsamen Höhlenbewohner sieht man zwar nur früh morgens (mit Glück), aber man kann sich sehr urige Aufnahmen von ihnen ansehen.

Hermannshöhle Rübeland im Harz
Eingang zur Hermannshöhle
Rübeland Bahnhof
Der Höhlenort Rübeland

Alternativroute über die Hängebrücke Titan RT

Danach ging es weiter auf dem Hexenstieg. In Neuwerk zweigte ich auf eine Alternativroute ab, die über die Hängebrücke Titan RT führt. Der Weg durch den Wald Richtung Rappbodetalsperre war nicht ganz einfach zu finden (zwischenzeitlich klettert man abseits der Wanderwege Abhänge hoch) und ich erfand einmal mehr einen neuen Weg, wo eigentlich keiner war. Aber ihr wisst ja: Wo ein Wille ist… Tipp, falls auch ihr die Variante über die Brücke gehen wollt: Sobald ihr aus dem Wald kommt und es laut Schild nur noch ein paar Kilometer bis zur Brücke sind, führt das letzte Stück direkt an der Schnellstraße entlang (da ist ein sehr schmaler Fußweg, den man nicht sofort erahnt) und nicht weiter durch den Wald auf der anderen Straßenseite. 😬

Die Hängeseilbrücke war dank Feiertag gut besucht, der Abstecher hat sich trotzdem gelohnt. Mitten im Rappbodetal erstreckt sich die Konstruktion 458,5 m lang über das Bode-Staubecken und ist damit die längste für Fußgänger begehbare Brücke dieser Art. In luftiger Höhe (etwa 100 m) eröffnen sich tolle Ausblicke über den Harz. Auf einer Seite sehr ihr die gewaltige Staumauer, auf der anderen Seite preschen ab und an Adrenalinjunkies an euch vorbei, die sich auf der Doppelseilrutsche hinunter ins Tal schießen lassen. Apropos Adrenalin: Ein bisschen Mut erfordert auch die reguläre Überquerung der Brücke, denn je nach Wind und Besuchermenge schaukelt die ordentlich. Für alle, die wie ich Höhenangst haben, eine kleine Herausforderung. Zur Motivation: in der Mitte erwartet euch ein Sonderstempel für den Wanderpass. Die Route findet ihr wie immer auch auf Komoot.

Zurück auf dem Hexenstieg bis Altenbrak

Nach der Brücke ging es steil bergab zur Wendefurther Talsperre und ab Wendefurth wieder auf dem Hexenstieg weiter in Richtung Altenbrak. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich viel Glück mit dem Wetter, doch nun begann es wieder stark zu regnen und wurde bereits langsam dunkel. So zogen sich die letzten 5 km noch einmal hin und leider bekam ich von dem vermutlich schönen Weg nicht mehr allzu viel mit, da ich in der regnerischen Dämmerung eher damit beschäftigt war, dem schmalen Pfad sicher bergauf und -ab zu folgen. Mit der Dunkelheit erreichte ich schließlich auch mein Ziel Altenbrak. So endete ein ziemlich langer, aber erfolgreicher Tag mit lohnenswerten Sightseeing-Abstechern.

Hier geht’s zu den vorherigen und der folgenden Etappe:

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Harzer Hexenstieg: Auf den Spuren von Mythen und Fabelwesen

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