West Highland Way: Einteilung der Etappen für das richtige Tagespensum

Scottish Highlands

Ihr plant eure Wanderung auf dem West Highland Way in Schottland und fragt euch, welche Etappen für euch sinnvoll sind? Je nach gewünschter Reisedauer, Fitness und eventuell geplanten Abstechern könnt ihr eure persönliche Route zusammenstellen.

Der West Highland Way kann in beide Richtungen gelaufen werden. Ich empfehle auf jeden Fall den Start im Süden bei Glasgow, da sich sowohl der Leistungsanspruch als auch die landschaftliche Kulisse nach Norden hin stetig steigern. Die meisten Wanderer benötigen 7 bis 8 Tage, Ambitionierte können die Strecke auch in 5 Tagen schaffen. Ich rate aber jedem, der die Zeit hat, sie sich auch zu nehmen. Wir haben die Strecke auf 9 Tage aufgeteilt, was für unsere erste Langstreckenwanderung ideal war. 8 Tage wären genauso gut machbar gewesen.

Gerade Anfängern, die nicht regelmäßig längere Strecken am Stück wandern, empfehle ich eine entspannte Etappenplanung von 15-20 km pro Tag. Bis auf die letzte Etappe nach Fort William (25 km) ist das gut einzuhalten. Bis dahin solltet ihr euch dann “eingewandert” haben. Beachtet, dass das Terrain (auch wetterbedingt) teilweise sehr anspruchsvoll werden kann und einige Höhenmeter zu bewältigen sind. Auch wenn ihr normalerweise vielleicht mit 5 km/h wandert, kommt ihr unter diesen Bedingungen eher auf eine Geschwindigkeit von 3-4 km/h.

Erste Etappe Richtung Drymen
Auf der ersten Etappe
Auf dem Weg zum Conic Hill
Die Distel weist den Weg

154 km von Milngavie bis Fort William

Wer nicht campen möchte, sollte seine Unterkünfte im Voraus buchen (meine Erfahrungen dazu findet ihr hier). Dann müsst ihr euch schon bei der Planung entscheiden, wie ihr die Etappen für euch einteilt und welche Strecke ihr pro Tag wandern wollt. Also besser großzügig planen und die Landschaft genießen, als ab dem dritten Tag mit Blasen und Schmerzen wandern zu müssen. Wenn ihr bergfest seid, plant eventuell Zusatztage für Aufstiege auf den Ben Lomond oder Ben Nevis ein.

Wir haben bewusst zwei kürzere Tage eingebaut, Tag 5 & 6. Im Nachhinein würde ich das nicht empfehlen, da sich die Strecke auch problemlos an einem Tag bewältigen lässt. Ideal also für die Aufteilung auf 8 Tage. So waren wir nur je drei Stunden unterwegs und hatten den Rest der Tage viel Zeit im Nirgendwo. Da wir an beiden Tagen im Dauerregen wanderten, hatten die kurzen Abschnitte letztendlich aber auch Vorteile. Unsere Einteilung sah so aus:

  • Tag 1: Milngavie bis Drymen, 19 km
  • Tag 2: Drymen bis Sallochy, 17 km
    Schöner Zufall: Mangels verfügbarer Unterkunft in Rowardennan haben wir einige Kilometer davor in Sallochy im B&B „The Shepherd’s House“ übernachtet – ein alter Schäferwagen, der sich als schönste Unterkunft mit dem besten Essen der Reise herausstellte.
  • Tag 3: Sallochy über Rowardennan bis Inversnaid, 17 km
  • Tag 4: Inversnaid bis Crianlarich, 21 km
  • Tag 5: Crianlarich bis Tyndrum, 10 km
  • Tag 6: Tyndrum bis Bridge of Orchy, 11 km
  • Tag 7: Bridge of Orchy bis Kingshouse, 21 km
  • Tag 8: Kingshouse bis Kinlochleven, 14 km
  • Tag 9: Kinlochleven bis Fort William, 25 km

Für uns war der anspruchsvollste Abschnitt zwischen Inversnaid und Inverarnan am 4. Tag. Für die 10,3 km haben wir ganze 5 Stunden gebraucht, obwohl wir zügig und ohne nennenswerte Pausen gewandert sind. Das lag auch am Regen, der den Pfad teilweise schlammig und rutschig machte. Das unebene Terrain am Ufer des Loch Lomond ist hier von Baumwurzeln und Felsen übersät. Es ist kein Zufall, dass man auf diesem Abschnitt an der Höhle der Highland-Legende Rob Roy vorbeikommt (auch bekannt als der schottische Robin Hood) – Verstecke gibt es hier genug. Bei den zahlreichen Kletterpartien werden die Wanderstöcke zu besten Freunden!

Der West Highland Way in 7 oder 8 Tagen

Hier findet ihr noch eine etwas andere Etappenplanung, auf die nach unserer Erfahrung auch viele Wanderer setzen. Die etwas längeren Strecken an den ersten Tagen sind auch für Einsteiger schaffbar, da das Gelände in den Lowlands noch sehr viel einfacher ist, trotz Überquerung des Conic Hill am 2. Tag. Bei 8 Tagen bietet es sich an,  die anspruchsvolleren Etappen am Ende der Route kürzer zu halten.

  • Tag 1: Milngavie bis Drymen, 19 km
  • Tag 2: Drymen bis Rowardennan, 24 km 
  • Tag 3: Rowardennan bis Inverarnan, 22 km
    Vorteil hier: Der (zumindest für uns) anspruchsvollste Abschnitt des West Highland Way wird hier sinnvoller aufgeteilt. Von Rowardennan geht es relativ entspannt bis Inversnaid am Loch Lomond entlang, erst die zweite Hälfte bis Inverarnan wird herausfordernd. Dann seid ihr aber am Etappenziel und müsst nicht noch weitere 3-4 Stunden bis nach Crianlarich wandern.
  • Tag 4: Inverarnan bis Tyndrum, 21 km
  • Tag 5: Tyndrum bis Inveroran, 14 km
  • Tag 6: Inveroran bis Kingshouse, 16 km
  • Tag 7: Kingshouse bis Kinlochleven, 14 km
  • Tag 8: Kinlochleven bis Fort William, 25 km

Tipp für 7 Tage: Ihr könnt Tag 5 & 6 auch zusammenfassen und von Tyndrum an einem Tag 30 km bis nach Kingshouse wandern. Dabei ist zu beachten, dass die Etappe Inveroran bis Kingshouse durch das Rannoch Moor verläuft. Bei Sonnenschein war der Weg einfach begehbar und wir konnten die unfassbare Stille in den Bergen genießen. Laut Wanderführer und Berichten von anderen Wanderern kann es bei Regen und Sturm aber sehr anstrengend werden, da man auf den gut 10 km durch das Moor keinerlei Schutz und Ausweichmöglichkeiten hat.

Für welche Variante ihr euch auch entscheidet – nehmt euch Zeit, habt viel Spaß und genießt eure Wanderung!

In den Highlands
Von Tyndrum geht's Richtung Bridge of Orchy
Rannoch Moor
Im Rannoch Moor

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