Eine Wanderung auf dem West Highland Way führt euch mitten durch die schottischen Highlands. Euch erwarten sattgrüne Wiesen und dunkle Wälder, weite Moore und atemberaubende Bergpanoramen. Doch vorab gibt es bei der Planung der Reise einiges zu beachten. Hier habe ich ein paar Infos für euch gesammelt.
- Frühling, Sommer, Herbst – wann geht's los?
- Kosten: Wandern wie ein Pilger – oder doch eher wie ein König?
- Unterkünfte: Wildcamping oder ab ins Hotel?
- Ein guter Wanderführer – nicht nur bei der Planung hilfreich
- Praktisch: Wandern ohne Gepäck
Die Natur Schottlands hat mich schon immer fasziniert. Dieses Land verkörpert für mich eine besondere Form von Wildnis, die man sonst eher in amerikanischen Nationalparks vermuten würde und die ich bisher nur von Fotos kannte. Besonders angetan haben es mir die Highlands. Zugegeben: Daran sind die “Outlander”-Romane von Diana Gabaldon nicht ganz unschuldig. Die Autorin schafft es, den Lesern ihre Faszination für diese Landschaft, für die Geschichte des Landes und seine Legenden ebenso zu vermitteln wie die starke Verbundenheit der Highlander mit ihrer Heimat.
Letztes Jahr im Mai war es dann soweit: Auf ging die Reise nach Schottland, genauer gesagt Glasgow. Von dort aus ging es nicht etwa mit dem Mietwagen weiter, sondern zu Fuß. Es gibt nämlich einen Fernwanderweg, der von einem Vorort von Glasgow durch die Lowlands direkt in die Highlands bis nach Fort William führt und eine wunderbare Möglichkeit bietet, diese Gegend mit allen Sinnen zu erleben: den West Highland Way. Er ist 154 km lang und war nicht nur der erste offizielle schottische Fernwanderweg, sondern gilt bis heute als der bekannteste und beliebteste. Für uns, wir waren zu zweit, war es die erste Langstreckenwanderung und ein großartiges Erlebnis.
Frühling, Sommer, Herbst – wann geht’s los?
Wie jede Region bieten auch die Highlands zu jeder Jahreszeit ganz eigene Reize. Die meisten Wanderer ziehen zwischen April und Oktober los. Im Winter sind Unterkünfte oft günstiger, viele sind aber auch geschlossen und Faktoren wie Schnee und Eis und eingeschränktes Tageslicht spielen eine Rolle. Die Hochsaison ist im Mai und Juni, weil dann alles blüht. Das heißt natürlich auch, dass es dann am vollsten ist. Wer eine Woche lang keinem Menschen begegnen möchte, sollte sich lieber eine andere Zeit aussuchen. Es ist aber auch nicht so, dass man dann in Gruppen wandert. Wir hatten Ende Mai auf fast allen Etappen auch Abschnitte mit stundenlanger Einsamkeit, bevor wir wieder andere Wanderer trafen.
Statistisch gesehen fällt im Mai und Juni am wenigsten Regen, was durchaus ein wichtiger Faktor ist. Das berüchtigte schottische Wetter kann einem die Wanderung schon im wahrsten Sinne des Wortes verhageln. Wir hatten bei neun Tagen drei Regentage, zwei mit wechselhaftem Wetter und den Rest trockenes und sogar teils sonniges Wetter – ein guter Schnitt. Auch im Sommer sollte man sich auf alles einstellen, von Hitze und Sonnenbrand bis Dauerregen bei 5 Grad. So ist es eben in der Wildnis. 😉 Ein weiterer Pluspunkt: Zu unserer Zeit gab es noch nicht so viele Midges. Die fiesen Mikro-Stechmücken können im Juli und August gerade Campern das Leben zur Hölle machen. Beim Wandern hilft dann nur noch lange Kleidung und ein Netz über dem Kopf. Wir hatten wohl viel Glück, denn wir sind kaum welchen begegnet.
Kosten: Wandern wie ein Pilger – oder doch eher wie ein König?
Wer den West Highland Way wandert, sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Reise ihren Preis haben wird. Anders als auf den Jakobswegen in Spanien und Portugal gibt es in Schottland keine günstigen Pilgerherbergen und in den gefragten Hotels und B&Bs ist die Auswahl teilweise eher gering. Einige Hotels bieten Bunkhouses mit günstigeren Mehrbettzimmern und es gibt auch Jugendherbergen, doch auch die sind meist eher hochpreisig. Ein Beispiel: Im gehobenen Kingshouse Hotel lag der Preis für ein Hotelzimmer bei ab ca. 250 Euro, ein Bett im 6-Bett-Zimmer im Bunkhouse inkl. Frühstück bei knapp 100 Euro – Angebot und Nachfrage eben.
Wer mit dem Zelt loszieht, spart hier natürlich einige Kosten. Doch was ihr nicht unterschätzen solltet: Ihr wärt nicht die Ersten, die in der Not vor Ort noch ein Hotelzimmer mieten. Das typische schottische Wetter schafft es, selbst hartgesottene Camper aufzuweichen (auch im Sommer!). Außerdem ist Schottland an sich nicht günstig und auch die Verpflegung wird zu Buche schlagen. Die kleinen Supermärkte und Shops sind relativ hochpreisig und auch wenn es manchmal günstiges, wirklich gutes Essen in den Pubs gibt, ist das leider nicht immer der Fall und die Getränke machen das am Ende wieder wett. Also plant entsprechende Kosten mit ein, damit ihr euch nach einem langen Wandertag auch mal was gönnen könnt und nicht schon beim Kauf eines Müsliriegels in Budgetstreit mit den Mitwanderern geratet (leider so mitbekommen vor Ort).
Unterkünfte: Wildcamping oder ab ins Hotel?
Da in Schottland Wildcamping vielerorts erlaubt ist, sind Camper mit eigenem Zelt flexibel und können direkt in der schottischen Wildnis zelten. Wenn das euer Ding ist, solltet ihr das auf jeden Fall machen – es gibt kaum schönere Landschaften dafür! Entlang des Loch Lomond sind im Nationalpark in einigen Gebieten allerdings Genehmigungen erforderlich, informiert euch dazu unbedingt vorher. Neben zahlreichen Campingplätzen entlang des Wegs bieten einige Hotels die Möglichkeit, auf ihren Grundstücken zu campen (manchmal inklusive Nutzung der Sanitäranlagen).
Auch Wanderern ohne Zelt bietet der West Highland Way zahlreiche Unterkünfte. Wichtig ist dabei allerdings eine entsprechende Vorausplanung, denn zur Hauptsaison im Mai/Juni und generell im Sommer sind die wenigen Unterkünfte gerade auf der zweiten Weghälfte oft schon Monate zuvor ausgebucht. Einen guten Überblick über alle Möglichkeiten bekommt ihr auf den offiziellen West Highland Way Websites oder in den Wanderführern. Hier erfahrt ihr mehr über unsere teils außergewöhnlichen Unterkünfte – vom alten Schäferwagen bis zur Hobbit-Hütte.
Ein guter Wanderführer – nicht nur bei der Planung hilfreich
Ich empfehle euch für die Planung neben der Internetrecherche einen Wanderführer, der verschiedene Möglichkeiten für die Zusammenstellung der Etappen aufführt (wie unsere Etappeneinteilung damit aussah, lest ihr hier). Man kann natürlich auch einen Pauschalanbieter beauftragen, der die gesamte Reise organisiert, das ist jedoch ziemlich teuer und man ist weniger flexibel. Ich habe gute Erfahrungen mit den Wanderführern von “Outdoor” gemacht, der in diesem Fall auch auf der Wanderung selbst tagtäglich unser treuer Begleiter war. Das Büchlein bietet umfangreiche Infos zu den Unterkünften und Verpflegungsmöglichkeiten vor Ort. Außerdem sind alle 14 möglichen Etappen sehr gut beschrieben, es werden lohnenswerte Abstecher ebenso wie Alternativrouten genannt. Besonders hilfreich: Die Höhenprofile der Etappen, um im Vorfeld und auch unterwegs besser einschätzen zu können, was noch vor euch liegt (und böse Überraschungen zu vermeiden 😉).
Praktisch: Wandern ohne Gepäck
Auf dem West Highland Way gibt es diverse Anbieter für Gepäcktransport. Wer also nicht sein gesamtes Gepäck tragen möchte, kann es für eine Gebühr von Unterkunft zu Unterkunft befördern lassen und entspannt mit Tagesrucksack loswandern (die Option fällt beim Wildcamping natürlich weg). Klingt erst mal nach Luxus, kann sich aber lohnen, wenn man wie wir im Anschluss noch weiterreist und entsprechend mehr Gepäck dabei hat oder es sich einfach sparen möchte, mit dem halben Hausstand durch die Berge zu kraxeln. Wir haben unterwegs einige Wanderer getroffen, die ihre 20 kg Gepäck auf dem Rücken bereits bereuten. Aber da ist natürlich jeder anders drauf. Falls ihr unterwegs merken solltet, dass es euch zu viel wird, könnt ihr den Gepäcktransport übrigens auch immer noch kurzfristig für die verbleibenden Tage buchen.
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Ein Gedanke zu „West Highland Way: Was ihr bei der Planung beachten solltet“